Der Klimaforscher Gerald Haug steht künftig an der Spitze der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Bei einem Festakt zur Amtsübergabe am 20. Februar in Halle wurde ihm offiziell die Amtskette von seinem Vorgänger, dem Mikrobiologen Jörg Hacker, übergeben, wie die Leopoldina in Halle mitteilte. Haug ist für fünf Jahre gewählt und tritt das Amt am 1. März an.

Hacker leitete die Akademie zehn Jahre lang und scheidet nach zwei Amtszeiten turnusgemäß aus. In Vertretung von Bundeskanzlerin Angela Merkel hielt Staatsminister Hendrik Hoppenstedt (beide CDU) eine Ansprache und hob die Bedeutung der Leopoldina hervor. Ein persönliches Gespräch mit Merkel soll in Berlin nachgeholt werden. Merkel hatte ihre Teilnahme nach der Gewalttat in Hanau kurzfristig abgesagt. Für die Opfer in Hanau wurde auf dem Festakt in Halle eine Schweigeminute eingelegt.

Gerald Haug, Jahrgang 1968, ist Klimaforscher, Geologe und Paläo-Ozeanograph. Er wurde 2012 als Mitglied in die Leopoldina in der Sektion Geowissenschaften aufgenommen und arbeitete unter anderem als Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und als Professor an der Eidgenössisch-Technischen Hochschule (ETH) Zürich.

Als Themenbereiche mit hoher Priorität nannte Haug in seiner Rede den Klimawandel, die Digitalisierung und die globale Gesundheit. Mit Blick auf die wissenschaftsbasierte Politikberatung der Leopoldina sagte er, "wir müssen in der Lage sein, auf nationaler wie internationaler Ebene gesellschaftlich brennende Themen innerhalb weniger Wochen zu bearbeiten, selbstverständlich unabhängig und verlässlich."

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gratulierte dem neuen Präsidenten, auch unter seiner Führung werde die Leopoldina "das offizielle Sprachrohr und die deutsche Stimme der Wissenschaft auf internationaler Ebene" sein. Zugleich hob Haseloff die Bedeutung der Leopoldina für die wissenschaftsbasierte Politikberatung hervor. "Wichtige Impulse in diese Richtung werden auch künftig von der Leopoldina ausgehen", sagte Haseloff. Als Nationalakademie nehme sie eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft wahr.

Mit ihren rund 1.600 Mitgliedern aus mehr als 30 Ländern vereinigt die Leopoldina Expertise aus nahezu allen Wissenschaftsbereichen. Die Leopoldina wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Seit der Ernennung zur Nationalakademie wird das Präsidentenamt hauptamtlich wahrgenommen. Während der deutschen Teilung war die Leopoldina die einzige weiter bestehende gesamtdeutsche naturwissenschaftliche Akademie. Ihren Hauptsitz behielt sie in Halle, der Sitz in der Bundesrepublik war in Schweinfurt.