Die evangelische Kirche muss ihre gesellschaftliche Bedeutung nach Einschätzung der Theologin Christina-Maria Bammel mit neuen Konzepten stärken. Die Kirche müsse mehr Präsenz an Orten entwickeln, die nicht zum klassischen Kirchenumfeld gehören, sagte die Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz der Berliner Wochenzeitung "Die Kirche" (Ausgabe vom 23. Februar). Bammel ist seit Dezember Pröpstin und wird am Freitag in einem Gottesdienst in Berlin offiziell in ihr Amt eingeführt.

Zu diesen sogenannten "Dritten Orten", die "neue Keimzellen des Glaubens" werden könnten, gehörten auch Cafés, neue Läden in Dörfern ohne Geschäfte und Orte neuer Alltags-Spiritualität etwa in Neubauvierteln und Mehrgenerationenhäusern, sagte Bammel. Dabei müsse stets gefragt werden, "was braucht dieses Dorf, Quartier, dieser Ort jetzt". Die Kirche müsse sich stärker auf ihren Auftrag als "zum und im Leben helfende Kirche konzentrieren".

Überall zu jeder Zeit mit jedem Angebot präsent sein zu wollen, sei eine Überforderung, betonte die Pröpstin, die theologische Leiterin der Kirchenverwaltung und Stellvertreterin des Bischofs ist. Gemeinden und Pfarrer müssten zudem von Verwaltungsaufgaben entlastet werden, damit sie ihre eigentlichen Aufgaben erfüllen können.

Dafür müssten auch neue Strukturen geschaffen werden, sagte Bammel. Hilfreich könnten möglicherweise "zentrale kirchliche Kasualagenturen" sein, um Menschen einen einfacheren Zugang zu Trauung, Taufe, Konfirmation und Bestattung zu bieten. Die Kirche müsse "lebensbegleitend stärker präsent" werden.