Aus der Sammlung des NS-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895-1956) wurden vier als NS-Raubkunst identifizierte Zeichnungen am 27. September im Bundeskanzleramt an die Nachfahren der einstigen jüdischen Besitzer zurückgegeben. Es handelt sich um Werke der Künstler Charles Dominique Joseph Eisen, Augustin de Saint-Aubin und Anne Vallayer-Coster, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in Berlin mitteilte. Die Zeichnungen stammen aus dem Besitz der jüdischen Familie Deutsch de la Meurthe in Paris, die von den Nationalsozialisten verfolgt und enteignet wurde. Stellvertretend nahm Diego Gradis, der Enkel von Georgette Deutsch de la Meurthe, die Werke entgegen.

Der französische Industrielle Henry Deutsch de la Meurthe (1846-1919) war den Angaben zufolge vor allem als Förderer der frühen Luftfahrt in die Geschichte eingegangen. Das Haus der Familie am Pariser Place des États-Unis wurde von der nationalsozialistischen "Dienststelle Westen" als Lager für Kunstwerke benutzt, die aus Beschlagnahmungen der sogenannten "Möbel-Aktion" zusammengetragen wurden.

Da die vier Werke später Teil des Kunstbestands Gurlitts waren, wurden sie in die "Provenienzrecherche Gurlitt" des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in Magdeburg aufgenommen. Im September 2018 waren die Zeichnungen eindeutig als NS-Raubkunst identifiziert worden.

Die Rückgabe könne das erlittene Unrecht der Familie Deutsch de la Meurthe nicht ungeschehen machen, betonte Grütters. Zugleich nannte sie es "vorbildlich", dass sich in dem Fall Privatleute zu den Washingtoner Prinzipien bekannten und zur Rückgabe der NS-Raubkunst an die Erben bereit waren.