Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller (SPD), hat betroffen auf den Tod des Schriftstellers Günter Kunert reagiert. Damit verliere die deutsche Nachkriegsliteratur "einen wichtigen Chronisten der deutschen Teilung und einen wunderbaren Menschen, der mit Courage dem System im Osten Deutschlands die Stirn bot", sagte Müller am Montag in Berlin. Der in Berlin geborene Kunert war am Samstag im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Kaisborstel bei Itzehoe gestorben.

Müller erinnerte daran, dass der Autor und Lyriker zu den ersten Unterzeichnern jener Resolution gehörte, die gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns Stellung bezog. "In seinem umfangreichen Werk hat er immer wieder die Verhältnisse im realen Sozialismus beschrieben und kritisiert. Kunert gilt zu Recht als einer der vielseitigsten und bedeutendsten Gegenwartsschriftsteller", sagte der Regierende Bürgermeister.

Kunert zählte zu den wichtigsten, vielseitigsten und produktivsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart. Der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller gehörte 1976 zu den Erstunterzeichnern der Petition gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Daraufhin wurde ihm 1977 die SED-Mitgliedschaft entzogen. 1979 ermöglichte ihm ein mehrjähriges Visum das Verlassen der DDR. Mit seiner Frau Marianne ließ sich Kunert in Kaisborstel bei Itzehoe nieder.