Das Domstift zu Brandenburg an der Havel widmet seinem jahrhundertealten Forst eine eigene Ausstellung. Unter dem Titel "Wald im Dom - 700 Jahre Domstiftsforst Seelensdorf" werde die Geschichte des Waldes und seiner Bedeutung für Wirtschaft, Kultur und Freizeit zum Thema gemacht, teilte das evangelische Domstift in Brandenburg an der Havel mit. Da man den Wald "leider nicht in den Dom holen" könne, bediene sich die Ausstellung einer besonderen Inszenierung und lasse das mittelalterliche Gewölbe des ersten Ausstellungsraumes "zum lichten Blätterdach werden", dessen Blattwerk sich mit den Jahreszeiten verändere. Die Ausstellung wird am 9. Mai eröffnet und ist bis zum 10. November zu sehen.

Der Domstiftsforst zähle zur unverzichtbaren Lebensgrundlage des Doms, seit der Brandenburger Bischof Johann von Tuchern vor rund 700 Jahren die Gemarkung Seelensdorf gekauft habe, hieß es. Seitdem sei der Wald nicht nur Materiallieferant und Existenzgrundlage des Doms geblieben, sondern diene inzwischen auch als Begräbnisstätte und Ort der Freizeitgestaltung.

Wieviel Wald im Dom stecke, lasse sich erahnen, wenn man die wuchtigen Balken im Dachstuhl betrachte, hieß es weiter. Bevor ein Baum zum Dachbalken verarbeitet werden kann, müsse er 300 Jahre wachsen. Weniger offensichtlich sei, wieviel Brennmaterial zur Backsteinherstellung nötig gewesen sei. So seien Dokumenten aus Süddeutschland zufolge einst rund 15 Kubikmeter Holz benötigt worden, um 1.000 Steine herzustellen. Mit einem Hektar Wald hätten so 48.000 Steine erzielt werden können.

Die Ausstellung erzähle auch von den Menschen, die über die Jahrhunderte mit dem Forst Seelensdorf in Verbindung standen, hieß es weiter. Ihre Geschichten unter anderem von Holzknechten, Wilddieben, Tagelöhnern und Gutsherren seien in den Akten des Domstiftsarchivs überliefert und würden nun dank moderner Technik in der Ausstellung wieder lebendig und sichtbar.

Früher habe der Wald als gefährlicher Ort gegolten und Menschen seien nicht auf die Idee gekommen, nur zum Zeitvertreib in den Wald zu gehen, hieß es weiter. Zu den "schaurigen Ecken" im Seelensdorfer Forst gehöre das "Teufelsbruch", das als Wohnort des Teufels und seiner Gesellen angesehen worden sei. Im inzwischen versandeten "Jungfernloch" sollen sich unglückliche Mädchen ertränkt haben, die unverheiratet schwanger waren und soziale Ausgrenzung befürchteten. Auf die jüngere Geschichte verwiesen die "Grünbaumdouglasien", die an Kurator Kurt Grünbaum erinnern, der einst Douglasiensamen für den Forst über die innerdeutsche Grenze in die DDR geschmuggelt habe.