Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens hat in den vergangenen zehn Jahren kaum Kirchen für eine andere Nutzung abgeben oder verkaufen müssen. Derzeit würden rund 1.200 Kirchen regelmäßig für Gottesdienste genutzt, sagte Landeskirchensprecher Matthias Oelke dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Dazu kämen einige Gemeindezentren sowie mehr als 300 Friedhofskapellen.

Im Durchschnitt werde etwa alle zwei Jahre eine Kirche auf dem Gebiet der Landeskirche umgenutzt oder entwidmet. Die vorerst letzte zum Verkauf stehende Kirche sei vor vier Jahren in Heidenau (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) an einen privaten Nutzer abgegeben worden. Das Gebäude hatte nach dem Zweiten Weltkrieg als Interimslösung gedient, später als Zweitkirche.

Im Jahr 2012 war die Philippuskirche in Leipzig samt Pfarrhaus dem Berufsbildungswerk Leipzig übertragen worden. Das Unternehmen bildet Menschen mit Behinderung aus und beschäftigt sie. Das Pfarrhaus wurde 2018 als Inklusionshotel eröffnet, die Kirche soll in diesem Jahr fertig werden und unter anderem für Konzerte dienen. "Generell kann gesagt werden, dass wir in den vergangenen 30 Jahren mehr Kirchen, Gemeindezentren und Gemeindehäuser gebaut haben als abgegeben", sagte Oelke. Trotz der großen finanziellen und strukturellen Herausforderung sei es bisher gelungen, die Kirchen mit gottesdienstlicher Nutzung weitgehend zu erhalten. Selbst wenn die Kirchgemeinden kleiner werden, legten sie Wert darauf, dass Gottesdienste in ihren eigenen Kirchen angeboten werden.

In manchen ländlichen Regionen könnte aber nicht jeden Sonntag in jeder Kirche und Gemeinde ein Gottesdienst gehalten werden, räumte Oelke ein. Dass aber evangelisch-lutherische Kirchen in Sachsen überhaupt nicht genutzt werden, sei derzeit nicht bekannt. Die "Stilllegung" von Kirchen sei auch kein Gegenstand der aktuellen Strukturanpassungen und Personalfragen. Die Kirchgebäude seien in einem weitgehend guten bis sehr guten Zustand.

In den vergangenen 25 Jahren habe es insgesamt etwa ein Dutzend Kirchen gegeben, die umgenutzt wurden oder sogar verkauft wurden, sagte Oelke. Typische Kandidaten für eine Umwidmung waren Zweit- und Drittkirchen in Klein- und Mittelstädten, meist Klosterkirchen wie das Sakralmuseum Sankt Annen in Kamenz, wo Kunst des Mittelalters und der Renaissance gezeigt wird oder die Klosterkirche in Zittau.