Dresden (epd). Die sächsische Enquete-Kommission zur Zukunft der Pflege hat eine finanzielle Absicherung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen angemahnt. Konkret sei von der Landesregierung unter anderem zu überprüfen, ob ein Pflegewohngeld unterstützend eingeführt werden könne, sagte der Kommissionsvorsitzende Oliver Wehner (CDU) am 23. Januar bei der Vorstellung des Abschlussberichtes im Dresdner Landtag. Auch die Übernahme von Eigenanteilen bei stationärer Pflege seien denkbar. Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU) sagte zu, die Vorschläge "genauestens" zu prüfen.
Sachsens Diakonie-Direktor Dietrich Bauer begrüßte den Vorschlag zur Einführung eines Wohngelds für Pflegebedürftige. Das sei "ein Schritt in die richtige Richtung", sagte er in einem Interview mit der "Sächsischen Zeitung" (Mittwoch). Die Menschen, die gepflegt werden müssen, kämen inzwischen an den Rand dessen, was sie sich leisten könnten.
Wehner betonte, generell müsste vom Land der Investitionsbedarf ermittelt werden, um finanzielle Risiken von Pflegebedürftigen und ihren pflegenden Angehörigen zumindest abzumildern. Zwei Drittel aller mehr als 200.000 Pflegebedürftigen in Sachsen werden der Kommission zufolge von ihren Angehörigen betreut, etwa ein Drittel in Pflegeheimen.
"Die Angehörigen sind das Rückgrat des Pflegesystems, das gestärkt werden muss", sagte die stellvertretende Kommissionsvorsitzende, Susanne Schaper (Linke). Sie müssten von der Gesellschaft viel mehr Beratung, Unterstützung und Anerkennung erfahren. Zu prüfen seien Ersatzleistungen für pflegende Angehörige, damit diese nicht ein Armutsrisiko eingehen. Ältere Menschen, die zu Hause von ihrer Familie gepflegt werden, können maximal monatlich rund 900 Euro erhalten. Aktuell beziehen Schaper zufolge gut 40 Prozent der Bedürftigen Pflegegeld.
Die Linken-Abgeordnete verwies darauf, das Pflegebedürftige gerade im Osten jahrelang unter dem Mindestlohn gearbeitet hätten und daher zu wenig Geld für die Finanzierung der Pflege zur Verfügung hätten. Allein der Eigenanteil an einem Pflegeplatz in Heimen beträgt den Angaben zufolge zwischen 1.300 und 1.600 Euro.
Die Enquete-Kommission "Sicherstellung der Versorgung und Weiterentwicklung der Qualität in der Pflege älterer Menschen im Freistaat Sachsen" war Ende 2015 auf Beschluss des sächsischen Landtags eingesetzt worden. Im Abschlussbericht werden auf rund 400 Seiten zahlreiche Daten und Fakten zur Pflege in Sachsen vorgelegt. Zudem werden Handlungsempfehlungen gegeben.
Gesundheitsministerin Klepsch betonte, es müssten mehr Entlastungs- und Unterstützungsmöglichkeiten in den Kommunen gefunden werden. Der Bericht sei eine "gute Grundlage, um die Pflege in Sachsen weiterzuentwickeln". Zur Überprüfung der Vorschläge müssten alle Partner wie etwa der Bund, die Kommunen und die Pflegekassen einbezogen werden.
Zur Empfehlung, den Investitionsbedarf zur Verringerung finanzieller Risiken für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen zu prüfen, sagte Klepsch: "Wir müssen uns grundsätzlich die Frage stellen, wie wir die Kosten für die stationäre Pflege künftig aufbringen." Die Bundesregierung habe den Beitrag zur Pflegeversicherung erhöht, das sei ein erster Schritt.
Die sächsische Pflege-Kommission hatte in ihrer dreijährigen Tätigkeit 70 Sachverständige angehört und 36 Stellungsnahmen eingeholt. Dem parlamentarischen Gremium gehörten 25 Mitglieder an. Der sächsische Landtag will sich voraussichtlich am 31. Januar mit dem Abschlussbericht befassen.
Sachsen ist Klepsch zufolge das Bundesland mit dem dritthöchsten Altersdurchschnitt. In einigen Regionen beträgt das Durchschnittsalter mehr als 48 Jahre.