Eberswalde/Potsdam (epd). In Brandenburg wird wegen eines weiteren Pharma-Skandals um Krebsmedikamente ermittelt. Das Landeskriminalamt Eberswalde habe im Zuge der Ermittlungen gegen einen 43-jährigen deutschen Geschäftsführer eines Pharma-Großhändlers in Baden-Württemberg Wohnungen und Firmensitze in Baden-Württemberg, Ungarn und der Schweiz durchsucht, teilte das Polizeipräsidium am 25. Januar in Potsdam mit. Eine konkrete Gesundheitsgefährdung für Patienten in Brandenburg durch die Medikamente sei bisher nicht festgestellt worden. Der Fall steht nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) nicht im Zusammenhang mit dem Lunapharm-Skandal um den Handel mit gestohlenen Krebsmedikamenten.
Hintergrund des europaweiten Medikamentenhandels seien die Forderungen der Krankenkassen an die Großhändler, zur Kostensenkung auch Medikamente anzukaufen, die für Märkte in anderen europäischen Staaten bestimmt waren, betonte das Polizeipräsidium. Die Preisspannen in den verschiedenen Ländern der Europäischen Gemeinschaft seien sehr hoch. Importierte Medikamente sind deshalb oft billiger als für den deutschen Markt produzierte Arzneimittel.
Im aktuellen Fall ermittle die Staatsanwaltschaft Cottbus wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz und gewerbsmäßigen Betrugs, hieß es weiter. Unter Beteiligung weiterer in- und ausländischer Behörden, darunter der Schweizer Arzneimittelaufsicht, seien insgesamt sieben Objekte durchsucht worden. Dabei seien umfangreiche Unterlagen und elektronische Daten sichergestellt worden. Im Zuge der Durchsuchungen sei auch der 37-jährige Geschäftsführer eines ungarischen Pharmaunternehmens als Beschuldigter vernommen worden.
Der deutsche Geschäftsführer des Pharma-Großhändlers in Baden-Württemberg stehe unter Verdacht, seit Frühjahr 2018 gefälschte onkologische Arzneimittel in den Verkehr gebracht zu haben, hieß es weiter. Gefälscht worden seien zumindest unter anderem Verpackung und Beipackzettel der Medikamente, die deshalb nicht hätten verkauft werden dürfen. In Bezug auf die Wirkstoffeigenschaften bestünden nach Auskunft des pharmazeutischen Unternehmens des Originalpräparats keine signifikanten Unterschiede zum Original. Es sei deshalb unklar, ob diese auch gefälscht seien.
Die Manipulationen bei den Krebsmedikamenten seien einem brandenburgischen Pharma-Großhändler aufgefallen, hieß es weiter. Dieser habe daraufhin die zuständige Aufsichtsbehörde, das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG), informiert. Das LAVG habe "umgehend gefahrenabwehrrechtliche Überprüfungen veranlasst und im Ergebnis den Vertrieb des Arzneimittels dieser Charge in Deutschland und in Europa insgesamt gestoppt".