Stuttgart/Berlin (epd). Die ARD will im Juni darüber entscheiden, ob sie ein gemeinsames Mantelprogramm für einige oder alle Dritten Programme einführt. Das sagte der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zuvor werde die Idee in der Video-Programmkonferenz der ARD beraten, erläuterte er. Der 62-Jährige hat den Vorsitz zum Jahreswechsel übernommen. Zudem kündigte Gniffke in einem Interview mit dem Nachrichtenportal „The Pioneer“ an, einen Informationskanal einzustellen.

Den Vorschlag eines gemeinsamen Mantelprogramms hatte der Intendant des Südwestrundfunks (SWR) bereits im vergangenen Jahr in die Diskussion gebracht. „Regional haben wir sehr unterschiedliche Priorisierungen“, sagte Gniffke: „Es gibt Medienhäuser, die stärker auf regional geprägte Strecken setzen, andere weniger.“ Möglich sei daher auch, dass es beispielsweise fünf ARD-Anstalten gebe, „die sagen, wir machen ein gemeinsames Drittes Programm und schalten uns von 18 bis 22 Uhr auseinander oder von 16 bis 20 Uhr“. Diese Fragen würden nun von Experten des Senderverbunds geprüft.

Die ARD hatte im Februar angekündigt, dass Kooperationen zum Regelfall werden sollen, um mehr Kräfte für „journalistische Exzellenz und hohe Recherchetiefe“ zu bekommen. Vorgesehen sind unter anderem auch „crossmediale journalistische Kompetenzzentren“, zunächst in den vier Bereichen Hörspiel, Gesundheit, Klima und Verbraucher. Eine Steuerungsgruppe aus elf ARD-internen Fachleuten soll sich um die Umsetzung der Reform kümmern.

In einem Podcast von „The Pioneer“ sagte Gniffke, einen öffentlich-rechtlichen Informationskanal im linearen Fernsehen noch in diesem Jahr beenden zu wollen. „Wir werden einen linearen Kanal einstellen. Wir werden darüber reden, ob wir ihn flexibilisieren - unser Fachwort dafür, dass wir diesen Kanal in ein rein digitales Internetangebot umwandeln“, sagte Gniffke „The Pioneer“ am Samstag. Die Entscheidung solle zeitnah fallen: „Welcher Kanal das sein wird, werden wir in den nächsten Monaten festlegen.“

Bereits im Dezember kündigte Gniffke im „Spiegel“ an, einen Fernsehkanal abzuschaffen. Die Intendanten hätten im Dezember beschlossen, dass „die ARD im Jahr 2023 beginnen wird, einen linearen Kanal einzustellen“, sagte Gniffke. In dem Doppelinterview ergänzte WDR-Intendant Tom Buhrow, dass die ARD gemeinsam mit den Gremien prüfen, „wie wir mit dem Sender One in Zukunft umgehen“.

Außerdem verteidigte Gniffke im Interview mit „The Pioneer“ sein Intendantengehalt, das mit 360.000 Euro höher ist als das des Bundeskanzlers. „Die Frage ist immer, woran man das bemisst“, sagte Gniffke. Der Verwaltungsrat orientiere sich an den Chefs und Chefinnen von kommunalen Versorgungsbetrieben. „Insofern kommt man zu dem Ergebnis, dass dieses Gehalt für einen Medienmanager angemessen ist.“