Frankfurt a. M. (epd). Er war einer der raren, international erfolgreichen deutschen Filmschauspieler. Horst Buchholz spielte Hochstapler, Rebellen, liebenswerte Verführer, glänzte in Filmen wie „Eins, Zwei, Drei“, „Die Halbstarken“ und „Die glorreichen Sieben“ und wurde als „deutscher James Dean“ vergöttert. Scheu und charmant zugleich galt der Schauspieler als Schweiger, der nichts von sich preisgab, immer ein wenig rätselhaft wirkte. „Ich hole das, was ich drinnen habe, nur raus, wenn ich drehe.“ Vor 20 Jahren starb er in Berlin, am 3. März 2003.

Am 4. Dezember 1933 in Berlin geboren, wuchs Buchholz im Arbeiterviertel Prenzlauer Berg auf. Erst als Teenager erfuhr er, dass der Mann, den er seit 1938 als seinen Vater kannte, der Schuhmacher Buchholz, gar nicht sein leiblicher Vater war. Wer das war, sollte für ihn ein Rätsel bleiben, trotz intensiver Nachforschung.

Die Kindheit von Buchholz im Krieg und in der schwierigen Nachkriegszeit war bestimmt von Lebenshunger und Lebensangst, Gefühle, die ihn nicht verlassen sollten. Bühnenerfahrungen, anfangs als Statist, machte „Hotte“, wie ihn seine jüngere Halbschwester Heidi nannte, als Kind und Jugendlicher, finanzierte sich damit Schauspielunterricht.

Aber erst das Kino machte ihn bekannt. Etwa Helmut Käutners „Himmel ohne Sterne“ (1955), ein Drama über die deutsche Ost-West-Teilung. Buchholz beeindruckte als sensibler, selbstloser Sowjetsoldat Mischa. Für diese Leistung bekam er den Bundesfilmpreis in Silber.

Das Image als „deutscher James Dean“ erwarb der 23-Jährige kurz darauf durch Georg Tresslers berühmtes Schwarzweißdrama „Die Halbstarken“ (1956). Buchholz ist Freddy, der Anführer einer Gang von rebellischen Jugendlichen, die im geteilten Nachkriegs-Berlin kleinere Straftaten begehen, weniger aus Not, denn aus Abenteuerlust. Drahtig, schmal, nervös, mit intensivem suchendem Blick traf der junge Schauspieler perfekt das Lebensgefühl einer unruhigen, „verlorenen“ Generation. Der Film kam gar in den USA ins Kino, unter dem Titel „Teenage Wolfpack“.

In Georg Tresslers „Das Totenschiff“ (1959) beeindruckte Buchholz als verzweifelter Matrose Philipp, ein Heimatloser, Illegaler, ohne Pass und Papiere. Ein tragisch endendes Liebesabenteuer mit der blutjungen Romy Schneider erlebte er in Helmut Käutners Drama „Monpti“ (1957).

Bald entdeckte der internationale Film den Schauspieler, der sich bald auf Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch und gar Russisch verständigen konnte. In Hollywood wurde John Sturges' Western „Die glorreichen Sieben“ 1960 einer seiner größten Erfolge. Buchholz behauptete sich als unerfahrener, tapferer Revolverheld Chico neben Großstars wie Steve McQueen, Yul Brynner und Charles Bronson.

Billy Wilders schräge Ost-West-Komödie „Eins, Zwei, Drei“, 1961 kurz vor dem Bau der Mauer gedreht, wurde anfangs als zu harmlos und seicht kritisiert und erst Jahrzehnte später ein Erfolg. Buchholz spielt charmant und witzig den linientreuen Jungkommunisten Otto Ludwig Piffl, der sich für ein Liebesabenteuer als Adeliger ausgibt. Ein zauberhafter Schwindler, wie ihn der Schauspieler schon in Kurt Hoffmanns Thomas-Mann-Verfilmung „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (1957) porträtierte.

Der vielbeschäftigte Star lehnte häufig Angebote ab, darunter so interessante wie Fellinis „Das süße Leben“ oder Viscontis „Der Leopard“, eine Rolle, die dann Alain Delon übernahm. Buchholz erprobte sich in den 1970er Jahren im Fernsehen, war in Krimiserien wie „Derrick“ oder „Drei Engel für Charlie“ zu sehen, moderierte ein paarmal die „Astro-Show“. Und er blieb dem Theater treu, stand auch weiter vor der Kamera. So 1997 in Wim Wenders' „In weiter Ferne so nah!“ und im Jahr darauf als KZ-Arzt Lessing in Roberto Benignis Oscar-prämierter Tragikomödie „Das Leben ist schön“.

1958 heiratete Buchholz seine französische Kollegin Myriam Bru, die er beim Dreh von Rolf Hansens Tolstoi-Verfilmung „Auferstehung“ vor der Kamera kennengelernt hatte. Ihre Kinder, Christopher und Beatrice, wurden in Los Angeles geboren. Buchholz galt immer als Schweiger. Umso erstaunlicher, wie Christopher Buchholz es im Jahr 2000 schaffte, in seinem Dokumentarfilm „Horst Buchholz … mein Papa“ den Vater zum Sprechen zu bringen. Über seine Geschichte - Kindheit, Krieg, Karriere. Und seine Bisexualität: „Ja, ich liebe auch Männer“.

Kein Wunder, dass der Star sich nie früher offenbarte, wurde Homosexualität bis in die 1990er Jahre noch strafrechtlich verfolgt. Fertig wurde der Film erst 2005. „Horst Buchholz. Sein Leben in Bildern“ heißt das Buch, das Myriam Bru mit Beatrice und Christopher 2000 herausbrachte, als „Hotte“ schon schwer krank war. Myriam Bru und Horst Buchholz waren Freunde geblieben, auch als sie, getrennt, in Berlin und Paris lebten.

Nach einem Oberschenkelhalsbruch, der ihn seelisch schwer belastete, starb Buchholz 2003 an einer Lungenentzündung in der Berliner Charité. „Liebe die Welt und die Welt wird dich lieben“ steht auf seinem Grabstein auf dem Waldfriedhof an der Heerstraße. Ein Zitat aus dem Film „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“.