Gotha (epd). Die Stiftung Schloss Friedenstein und ihre Sammlungen im thüringischen Gotha unterziehen sich in den kommenden Jahren einem grundlegenden Wandel. So wolle die Stiftung einerseits in der Öffentlichkeit sichtbarer werden, sagte Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke am 22. Februar in Gotha. Zum anderen treibe die Forschungseinrichtung ihre Vernetzung in der nationalen wie internationalen Wissenschaftsgemeinschaft deutlich voran.

So soll die Digitalisierung der Sammlungen für die Wissenschaft verstärkt werden. Für 2023 würden hier vor allem die umfangreiche Münz- sowie die Grafiksammlung ins Auge gefasst. Sie sollen nach international gültigen Forschungsstandards in Online-Plattformen eingebunden werden. In einem weiteren Schritt müssten zudem viele bereits in der Stiftung vorliegende Datensätze in die international einheitliche Form gebracht werden. Insgesamt stünden bis 2027 rund 28 Millionen Euro bereit.

Ein wichtiger Schritt für die tiefere Vernetzung der Stiftungsarbeit in der Region werde 2023 mit der „Wunderkammer Lokal“ gegangen. In der Gothaer Innenstadt öffne ein neues Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude seine Tore für Besuchende. Bundesweit werde eine „Mobile Wunderkammer“ in Form eines Busses mit Repliken ausgesuchter Exponate für den Friedenstein auf Werbetour gehen.

Für die bessere Sichtbarkeit der Sammlung in der Öffentlichkeit sowie umfangreiche museumspädagogische Angebote stelle die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien bis 2027 rund 25 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung. Aus diesen Mitteln könne zudem auch eine deutliche Aufstockung des Stiftungspersonals finanziert werden.

Wiederbelebt werde mit einer Expeditionsreise nach Kirgisistan nicht zuletzt auch die unter den Gothaer Herzögen gepflegte Tradition von wissenschaftlichen Forschungsreisen, sagte Pfeifer-Helke. Im Mai würden sich Mitarbeiter der Stiftung im Rahmen eines Projektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in dem zentralasiatischen Staat auf die Suche nach Dinosaurier-Fundstellen machen. Sollte die Expedition Erfolg haben, sei ein langfristiges Engagement der Gothaer Forschenden in diesem Projekt denkbar.

Erfreulich aus Sicht der Stiftung hat sich auch die Besucherbilanz des vergangenen Jahres entwickelt. 2022 hätten mehr Gäste den Friedenstein besucht als vor Beginn der Corona-Pandemie. Ein Grund hierfür könne die erhöhte Ausstellungsdichte gewesen sein. Nach den Verschiebungen der Vorjahre habe die Stiftung zwei neue Dauerausstellungen an den Start gebracht sowie „mehr große Schauen als sonst gestemmt“, sagte Pfeifer-Helke. Ein weiterer Grund sei das Besucherinteresse an der Präsentation der 1979 aus der Sammlung gestohlenen und im vergangenen Jahr erstmals wieder präsentierten fünf Altmeister-Gemälde in einer „hervorragend besuchten“ Sonderausstellung.

Die Stiftung Schloss Friedenstein ist hervorgegangen aus den Kunst- und Preziosensammlung der Gothaer Herzöge. Diese werden heute im Schlossmuseum, im Historischem Museum und im Museum der Natur präsentiert. Insgesamt umfassen die Sammlungen etwa 1,1 Millionen Exponate von zum Teil internationaler Bedeutung.