Potsdam (epd). Ein roter Kreis am pastellfarbenen Himmel, darunter Hafenanlagen, die im Dunst verschwimmen, im Vordergrund Fischerboote im Morgenlicht: Claude Monets Gemälde „Impression, Sonnenaufgang“ von 1872 gab dem Impressionismus vor rund 150 Jahren seinen Namen. Nun ist es zum Ausgangspunkt der ersten Ausstellung des Jahres im Barberini-Museum in Potsdam geworden. Die Schau „Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst“ mit rund 130 Werken von mehr als 50 Künstlerinnen und Künstlern ist vom 25. Februar bis zum 11. Juni zu sehen.

Das Gemälde von Monet, das den Hafen von Le Havre zeigt, sei als „Ikone der Moderne“ Dreh- und Angelpunkt der neuen Ausstellung, betont Museumsdirektorin Ortrud Westheider. Das Werk sei bei seiner ersten Präsentation in einer Ausstellung 1874 Sensation und Skandal zugleich gewesen. Es trage Modernität in sich und stehe mit dem Sujet des Sonnenaufgangs für den Anbruch einer neuen Zeit.

Die Ausstellung befasse sich mit Darstellungen aus rund 2.500 Jahren der europäischen und westlichen Kunstgeschichte, von der griechisch-römischen Antike bis zur Gegenwart, betont Westheider: „Wir widmen uns einem Menschheitsthema.“ Im Mittelpunkt stehe das Erhabene und Schöne. Doch auch die „Schrecken des Sonnenlichts“ würden in den Blick genommen.

Ein Marmor-Relief aus dem Berliner Bode-Museum, das im 16. Jahrhundert von Francesco di Simone Mosca geschaffen wurde, gehört zu diesen Schreckenswerken. Es zeigt den jugendlichen Phaëton, Sohn des Sonnengottes Helios aus der griechischen Mythologie, wie er mit Sonnenwagen und Pferden kopfüber auf die Erde stürzt. Ein Sinnbild für Hybris, Selbstüberschätzung. Auf einem anderen Relief stürzt Ikarus in die Tiefe, weil er der Sonne zu nahe kam.

Einer der acht Bereiche der Ausstellung ist der biblischen Deutung der Sonne gewidmet. Dort wird unter dem Titel „Entthronung“ die Abkehr vom antiken Verständnis der Sonne als Gott hin zu einem von Gott geschaffenen Element der Schöpfung im jüdischen und christlichen Monotheismus thematisiert. Die Sonne werde damit zum Objekt, dienstbar gemacht und des Göttlichen beraubt, sagt Barberini-Chefkurator Michael Philipp.

Weitere Bereiche befassen sich unter anderem mit Esoterik, Astronomie, Landschaften und Farbe. Das Modell eines Sonnenzirkels aus dem 16. Jahrhundert zur Berechnung des Osterdatums ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie frühe Fotografien von Sonnenfinsternissen und expressionistische Werke der „Befreiung der Farbe“. Eine Flusslandschaft von Max Pechstein gehört dazu. Auf dem Gemälde spiegelt sich in intensiven Farben die Sonne im Wasser. Krähen in einer fahlen und expressiven Winterlandschaft sind bei Otto Dix einer bedrohlich wirkenden Morgensonne ausgesetzt.

In der Ausstellung werden unter anderem Gemälde, Skulpturen, Grafiken und Fotografien präsentiert. Als Künstlerinnen und Künstler sind unter anderem Sonia Delaunay, Otto Dix, Albrecht Dürer, Max Ernst, Caspar David Friedrich, Joan Miró, Edvard Munch und Peter Paul Rubens vertreten. Zu den Werken der jüngeren Kunstgeschichte gehört eine Medieninstallation von Katharina Sieverding, die Eruptionen und Bewegungen des roten Feuerballs der Sonne zeigt. Die Künstlerin hat darin 200.000 Satellitenaufnahmen verarbeitet und zeigt die Oberfläche der Sonne, wie sie für Menschen sonst nicht zu erkennen ist.

Die Leihgaben kommen aus mehr als 60 Museen und Privatsammlungen in 13 Ländern, darunter den Staatlichen Museen zu Berlin, dem Rijksmuseum Amsterdam, dem Thyssen-Bornemisza-Museum Madrid, dem Pariser Louvre und der National Gallery of Art in Washington D.C. in den USA. Das Monet-Gemälde „Impression“ aus der Sammlung des Musée Marmottan wird nach Barberini-Angaben nur selten außerhalb von Paris gezeigt und ist in Potsdam nur in den ersten acht Ausstellungswochen zu sehen.