Heidelberg (epd). Es war eine bewegende Trauerfeier: Mit Kerzen und weißen Rosen haben trauernde Studierende der Opfer des Amoklaufs in Heidelberg gedacht. Vertreter von Hochschule, Politik und Religionsgemeinschaften hielten am 31. Januar gemeinsam inne und zeigten Zusammenhalt bei einem Gottesdienst in der Peterskirche. Um 12.24 Uhr stoppte für einen Augenblick auch das Leben der ganzen Stadt. Es war der Moment, als eine Woche zuvor die ersten Notrufe eingegangen waren.

Am 24. Januar hatte ein 18-jähriger Student in einem Biologie-Hörsaal der Universität eine 23-jährige Studentin erschossen und drei weitere Menschen verletzt. Danach tötete er sich selbst. Das Motiv für den Angriff ist nach Angaben der Polizei weiterhin unklar.

„Aus unserer Mitte heraus“

Die ganze Universität sei durch den grausamen Anschlag getroffen worden, „jede Lehrveranstaltung, jeden von uns hätte es treffen können“, sagte Bernhard Eitel, Rektor der Universität, in seinem Gedenkwort. Der „Anschlag aus unserer Mitte heraus“ löse heftige Emotionen aus.

Doch selten sei deutlicher geworden, was Universität bedeute: „Wir stehen zusammen, wir bleiben weltoffen, wir ziehen uns nicht in ein vermeintlich sicheres Schneckenhaus zurück“, sagte Eitel. Es seien hunderte Beileidsbekundungen aus aller Welt eingegangen. Weltweit schauten die Menschen auf Heidelberg. „Es muss weitergehen. Wir verarbeiten das zusammen.“ Niemand bleibe allen.

Universitätsprediger Helmut Schwier sagte in seiner Predigt, nach der brutalen Gewalttat sei auch die Seele der Universität verwundet. Er rief die Menschen zum Zusammenhalt auf. „Wir halten Tränen und Schmerz gemeinsam aus“, sagte er.

Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg (CDU), sagte, Misstrauen dürfe nicht die Antwort auf diese Tat sein. Die Universität müsse ein offener Ort der lebendigen Wissenschaft und der Begegnung junger Menschen bleiben.

Cornelius-Bundschuh: Auf Gottes Kraft vertrauen

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, sagte, in Schrecken und der Angst dürfe man auf Gottes Kraft vertrauen. Gemeinsam mit Stephan Burger, Erzbischof der Erzdiözese Freiburg, sowie Vertretern der jüdischen und islamischen Religionsgemeinschaft zündete eine Kerze für die Opfer an.

Gedenken und Anteilnahme auch unweit des Tatorts im Neuenheimer Feld auf dem Uni-Campus: Dort legten am Montag Studierende wieder Blumen ab und zündeten Kerzen an. „Jesus lehrt Friede, Liebe, Hoffnung“ ist mit Kreide auf die Straße vor dem Blumenmeer geschrieben. Immer wieder halten Passenten inne. Ihre Gedanken sind bei der getöteten Studentin.

„Wir wollen gemeinsam trauern“, sagen zwei Studentinnen, die mit Kerzen gekommen sind. Auch die medizinische Fachangestellte Katja Wolpert, die in der Nähe an der Uni-Klinik arbeitet, fühlt mit. Sie war gerade draußen, als vor einer Woche die Nachricht von dem Amoklauf die Runde machte.

Kerzen auch für den Täter

Schützen hätte sie sich nicht können - ebenso wenig wie die Studentinnen und Studenten, die zum Tatzeitpunkt unweit des Tatorts im Botanischen Garten Kaffee tranken. „Im Nachhinein möchte man meinen, ein dumpfes Geräusch gehört zu haben“, sagt einer von ihnen, der vor einer Woche dort war. Bewusst habe er jedoch nichts mitbekommen von der Tragödie, die sich in Gebäude 360 abspielte.

Etwas weiter Richtung Botanischer Garten stehen auch Kerzen. Sie gelten dem Täter, der sich an dieser Stelle selbst tötete. Die Entfernungen zur Mensa, dem Café Botanik sind kurz.

Fassungslos und tief bewegt verfolgen viele Studierende die Übertragung der Trauerfeier aus der Peterskirche auf der Großleinwand oder dem eigenen Tablet. Wo sonst lebhaftes Treiben herrscht, ist heute Stille.