An Jackson Rugaras schwarzen Gummistiefeln klebt die dunkle, feuchte Erde des kenianischen Hochlands. Der Mittzwanziger ist Bauer - aber erst seit kurzem. Davor hat er, wie viele junge Menschen in Kenia, sein Glück in der Hauptstadt Nairobi versucht. Doch vor drei Jahren kam er zurück. "Ich habe mich für die Landwirtschaft entschieden, weil ich dabei viel Profit mache und mein eigener Boss bin", erzählt er in seiner Holzhütte im Dorf Kangocho, rund 100 Kilometer nördlich von Nairobi, während der Regen auf das Wellblechdach trommelt. An den Wänden hängen alte Kalenderblätter mit Porträts europäischer Fußballer und Bildern von Hotels. Eine einfach Sitzgarnitur steht auf dem nackten Erdboden.

Rugara ist Mitglied einer Kooperative von 14 jungen Bauern, die gemeinsam Kaffee anbauen. Im fruchtbaren Hochland Kenias gedeihen die mannshohen Bäume besonders gut. Aus ihrem Gewinn vergeben die Landwirte Mikrokredite an die Mitglieder ihrer Genossenschaft. Rugara hat sich das Geld für die Kuh geliehen, die hinter dem Haus steht und bald zum zweiten Mal kalbt. Weil er mit der Milch gut verdiene, könne er den Kredit problemlos abzahlen, erzählt er begeistert. Im kommenden Jahr wollen er und seine Kollegen Honigbienen kaufen.

Biologische Schädlingsbekämpfung

Bevor Rugara auf das Land seiner Eltern zurückkehrte, machte er nach der Schule eine Ausbildung zum Elektriker. Zwei Jahre lang arbeitete er in Nairobi. Wie sehr viele junge Kenianer auf der Suche nach Chancen. Laut den UN hat sich die Bevölkerung Nairobis in etwa 15 Jahren verdoppelt, zum Großteil wegen Landflucht. "Dort verdient man mehr, aber dafür muss man auch für alles mehr bezahlen. Hier haben wir weniger Ausgaben, ziehen zum Beispiel unser Gemüse selbst", erzählt Rugara. Am Ende bleibe mehr Geld übrig. Auch die anderen Mitglieder seiner Kooperative bleiben lieber auf dem Land, weil es ihnen lukrativer erscheint.

Kommerzielle Landwirtschaft galt in Kenia lange als eine Sache für alte Männer. Aber diese Zeiten sind vorbei, zumindest in der Kaffeeregion im Zentrum des Landes. Rugaras Kooperative gehört zur größeren Kaffee-Genossenschaft Gikanda, deren Gelände ganz in der Nähe seiner Hütte liegt. Sie wurde vor über 20 Jahren gegründet und hat inzwischen rund 3.700 Mitglieder, davon ein knappes Drittel Frauen. Etwa die Hälfte aller Mitglieder ist jünger als 40. Gikanda ist wegen der guten Qualität ihres Kaffees auch international bekannt.

Gerade findet auf dem Gelände eine Weiterbildung statt, Bäuerinnen und Bauern jeden Alters sitzen auf Holzstühlen, diskutieren mit dem Referenten. Thema ist die biologische Bekämpfung von Schädlingen, um den Ertrag der Kaffeebäume zu steigern. Zwischen fünf und 15 Kilo Kaffee ernten die Bauern derzeit pro Baum pro Jahr.

Mehr Geld für Fairtrade

"Wenn ich mehr Geld brauche, muss ich bloß mehr Kaffee produzieren", sagt Charles Wanjohi, ein Mittfünfziger mit wachem Blick und voller Energie, während er die roten Kaffeefrüchte von den Ästen pflückt. Natürlich sei der Kaffeeanbau harte Arbeit, das Geld falle einem Bauern nie einfach so in die Tasche. Wanjohi erntet zwölf Kilo pro Baum - das will er aber noch steigern. Auch die Qualität will er ständig verbessern, denn dann bekommt er am meisten Geld. Derzeit ist der Preis gut, mit 105 Shilling (rund 0,86 Euro) pro Kilo - es gab auch Jahre, in denen die Bauern nur ein Zehntel davon bekamen.

Ein Grund für die Verbesserung: die Kooperative hat seit 2006 das Fairtrade-Siegel, das den Bauern höhere Erlöse garantiert. "Außerdem ist die Nachfrage gestiegen. Und wir verbessern ständig die Qualität", erklärt John Gule Maina, der Geschäftsführer der Kooperative. Das wiederum liege an der besseren Ausbildung aller Mitglieder: "Unsere Bauern bilden sich ständig fort und wissen genau, wie sie mit den Pflanzen umgehen müssen. Dasselbe gilt für unsere Mitarbeiter in der Fabrik." Dort werden die roten Kirschen zu Rohkaffeebohnen verarbeitet. Der 39-jährige Leiter gehört selbst zu den jüngeren Mitgliedern von Gikanda, setzt sich für Verbesserungen und Neuerungen ein. Dazu gehört auch die Verbreitung von Informationen durch Apps.

"Die 20 Jahre, in denen ich jetzt schon Kaffeebauer bin, haben sich für mich wirklich gelohnt", meint Wanjohi. "Ich konnte ein weiteres Feld kaufen, und ein Grundstück in der Nähe, auf dem ich baue." Auch der junge Bauer Jackson Rugara und seine Frau Shelmy Gathige sind mit ihrem Leben in Kangocho zufrieden. Sie sind zuversichtlich, dass sie einmal die Schulgebühren für ihre zwei kleinen Töchter bezahlen können. "Man muss für alles was man braucht hart arbeiten", sagt die junge Frau. "Aber ich glaube nicht, dass das in Europa anders ist."