In Kolumbien hat die Wahrheitskommission zur Aufarbeitung der Bürgerkriegsverbrechen ihre Arbeit aufgenommen. Präsident Juan Manuel Santos führte die elf Mitglieder des Gremiums am 8. Mai in ihr Amt ein. Die Leitung übernimmt der Jesuitenpater Francisco de Roux. Die Kommission soll die Gräueltaten des über 50 Jahre währenden bewaffneten Konflikts in Kolumbien untersuchen. Ihr Mandat geht aus dem Friedensvertrag von 2016 zwischen Regierung und der Farc-Guerilla hervor.

Im Gegensatz zur Übergangsjustiz, die über die Täter richtet und für Geständnisse erhebliche Strafnachlässe vorsieht, wird die Wahrheitskommission nur die Geschehnisse offenlegen. Sie dient in erster Linie dem Recht der Opfer, zu erfahren, was geschehen ist und wie es zu den Taten kam.

Das Mandat der Wahrheitskommission dauert drei Jahre. Im Mittelpunkt stehen Gespräche mit Opfern, Tätern und Zeugen. Sie wird eng mit Menschenrechtsorganisationen und staatlichen Stellen zusammenarbeiten. Am Ende soll ein detaillierter Bericht über den Hergang der Kriegsgräuel veröffentlicht werden.

300.000 Tote

In dem Krieg zwischen Regierung, paramilitärischen Milizen und verschiedenen Guerillagruppen wurden etwa 300.000 Menschen getötet und mindestens sieben Millionen Kolumbianer vertrieben. Auslöser waren Landkonflikte und soziale Ungerechtigkeit. Mit der letzten noch aktiven Guerillagruppe ELN führt die Regierung Verhandlungen.

Doch der Friedensprozess kommt nur langsam voran. In den Gebieten, die vor ihrer Entwaffnung von der Farc kontrolliert wurden, rivalisieren bewaffnete Gruppen um die Macht. Dabei gehen sie brutal gegen Zivilisten und Menschenrechtler vor. Mehr als 150 Aktivisten wurden von Januar 2017 bis März 2018 ermordet. Zudem ist die Gesellschaft in ihrer Einstellung zum Friedensvertrag gespalten. Ende Mai stehen in Kolumbien Präsidentschaftswahlen an, bei denen der extremen Rechten, die den Friedensprozess ablehnt, gute Chancen eingeräumt werden.