Frankfurt a.M. (epd). In der Diskussion über die Kreuz-Pflicht in bayerischen Behörden verschärft die CSU den Ton gegenüber der katholischen Kirche. Parteichef Horst Seehofer wies Kritik des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, zurück: "Ich habe keinerlei Verständnis dafür, dass der Kardinal es kritisiert, wenn Kreuze in unseren bayerischen Behörden aufgehängt werden", sagte der Bundesinnenminister dem "Spiegel". Auf dem Katholikentag in Münster sprach sich am 13. Mai auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gegen eine Kreuz-Pflicht in Behörden aus.
Seehofer sagte laut Vorabmeldung des Nachrichtenmagazins: "Das Kreuz ist ein religiöses Symbol und gleichzeitig Ausdruck der christlichen Prägung Bayerns." Der Münchner Erzbischof Marx hatte den Kreuz-Erlass kritisiert, weil er "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" schaffe. "Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es nicht verstanden. Dann würde das Kreuz im Namen des Staates enteignet", sagte der Kardinal Ende April der "Süddeutschen Zeitung".
Kardinal Woelki sagte zur Kreuz-Pflicht: "Ich finde es schwierig, so etwas einfach von oben zu verordnen." Er selbst würde das Kreuz in Behörden nicht vorschreiben wollen. Zugleich zeigte er ein gewisses Verständnis für den Beschluss. Das Kreuz in Gerichten könne den Richter - auch wenn er nicht glaube - daran erinnern, dass er in seiner Rechtsprechung unabhängig sei und sich dennoch in einem letzten Schritt vor einer übergeordneten Instanz rechtfertigen müsse, erklärte der Erzbischof von Köln.
"Enger Dialog mit Kirchen"
Derweil bleibt die Kreuz-Pflicht auch innerhalb der Union umstritten. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gingen auf Distanz zu der bayerischen Entscheidung. Es sei "fatal und gefährlich, das Kreuz rein utilitaristisch zu verwenden, statt aus innerer Überzeugung", sagt Grütters, die Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist, dem "Spiegel".
Ministerpräsident Laschet betonte, die Neutralität des Staates sei ein hohes Gut, das man bei einer solchen Entscheidung abwägen müsse. "Wenn man dieses Thema angeht, sollte man das im engen Dialog mit den Kirchen tun", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). In Nordrhein-Westfalen bestehe "diesbezüglich kein Handlungsbedarf", fügte er hinzu. Religion finde aber in NRW im öffentlichen Raum statt, und es sei gut, "wenn das sichtbar und maßvoll geschieht". "In zahlreichen Klassenräumen und Gerichten hängt ein Kreuz, und ich finde es richtig, dass ein religiöses Symbol dort seinen Raum hat."
Im Eingangsbereich aller bayerischen Dienstgebäude soll ab dem 1. Juni ein Kreuz hängen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte Ende April zu dem Beschluss des Landeskabinetts: "Das Kreuz ist grundlegendes Symbol unserer bayerischen Identität und Lebensart."