1000 Arten Regen zu beschreiben

Was geschieht mit einer Familie, wenn plötzlich jemand wegfällt? Diese Frage wird in Isa Prahls erstem Langfilm durch die verschlossene Tür ausgelöst, die den Sohn von seiner Familie trennt. Er kommuniziert aus seinem selbstgewählten Exil nur noch durch kleine Zettelchen. Was für uns (noch) fremdartig klingt, ist in Japan ein verbreitetes Phänomen, Hikikomori genannt. Es geht Prahl jedoch nicht um das Schicksal des Jungen, sondern um den Umgang der Familie damit. Das inszeniert sie gelungen mit einer spannenden Kameraarbeit und der eindrücklichen Musik von Volker Bertelmann (Hauschka).

1000 Arten Regen zu beschreiben (Deutschland 2017). Regie: Isa Prahl. Buch: Karin Kaci. Mit Bibiana Beglau, Bjarne Mädel, Emma Bading, Janina Fautz, Louis Hofmann. Länge: 92 Minuten. FSK: ab 12 Jahre. FBW: besonders wertvoll.



The Death of Stalin

Stalin ist tot. In der fiktionalisierten Geschichte von Armando Iannucci wirft das viele Fragen auf. Wer stellt den Tod fest? Wer wird auf die Beerdigung eingeladen? Die wichtigste Frage ist aber, wer wird sein Nachfolger? Iannucci geht es dabei nicht um eine authentische Abbildung der historischen Ereignisse. Er präsentiert in seiner - in Russland verbotenen - Politsatire den Machtkampf von Stalins Vertrauten in einer überaus schwarzhumorigen Inszenierung. Das Geschehen wird zwar etwas hektisch, die großartigen Schauspieler um Steve Buscemi (als Chruschtschow) schaffen es jedoch, für genug unterhaltsame Momente zu sorgen.

The Death of Stalin (Frankreich, Großbritannien, Belgien 2017). Regie: Armando Iannucci. Buch: Armando Iannucci, David Schneider, Ian Martin, Peter Fellows. Mit Steve Buscemi, Simon Russell Beale, Jeffrey Tambor, Michael Palin, Paul Whitehouse, Jason Isaacs, Andrea Riseborough, Rupert Friend. Länge: 106 Minuten. FSK: ab 12 Jahre. FBW: wertvoll.



Exodus - Der weite Weg

200 Millionen Menschen sollen sich weltweit auf der Flucht befinden. Der deutsche Regisseur Hank Levine beobachtete über zwei Jahre sieben Menschen, die aus verschiedenen Winkeln der Welt fliehen mussten. Die jeweiligen Fluchtursachen interessieren ihn weniger als die Schicksale der Fliehenden und die teils erzwungene Rastlosigkeit. Doch Levines Film verliert sich mitunter in der Menge seiner Geschichten. So beleuchtet "Exodus - Der weite Weg" zwar ein politisch hochbrisantes Thema, bleibt aber der Oberfläche verhaftet.

Exodus - Der weite Weg (Deutschland/Brasilien 2017). Regie: Hank Levine. Buch: Hank Levine. Mit Tarcha Mohamed-Malainin, Dana Al Balkhi, Napuli Görlich, Nizar Raja. Länge: 105 Minuten.



Im Zweifel glücklich

Ben Stiller ist mittlerweile der Darsteller für nicht mehr ganz so junge Männer in der Sinnkrise. Auch in "Im Zweifel glücklich" spielt Stiller einen Mann, der mit seiner Situation unzufrieden ist und an dem Selbstzweifel nagen. Seine Studienfreunde hält er für erfolgreicher, und sein Sohn ist kurz davor, selbst auf die Universität zu gehen. Die absehbare Erkenntnis wird dem Zuschauer von Regisseur Mike White quasi untergejubelt und nicht per Zeigefinger verdeutlicht. White porträtiert seinen unglücklichen Durchschnittshelden mit viel Sympathie und lässt dennoch auch eine leise Kritik mitschwingen.

Im Zweifel glücklich (USA 2017). Regie: Mike White. Buch: Mike White. Mi: Ben Stiller, Austin Abrams, Michael Sheen, Jenna Fischer, Luke Wilson, Jemaine Clement. Länge: 102 Minuten.

www.epd-film.de