Es kommt nicht von ungefähr, dass man die Ausstellung "Kubricks 2001. 50 Jahre A Space Odyssey" im Deutschen Filmmuseum Frankfurt durch die Tür des Hilton Hotels der Raumstation im zweiten Teil des Films betritt. Die Sequenz führt handgreiflich vor, wie man sich Ende der 60er Jahre die Welt drei Jahrzehnte später vorstellte - mit futuristischen Stühlen und Videotelefonie. In der Schau, die bis zum 23. September zu sehen ist, soll ein Meilenstein des Sciene-Fiction-Genres gewürdigt werden. Vor 50 Jahren wurde Kubricks Weltraumepos in Washington D.C. uraufgeführt.

Die Macher haben die Ausstellung, die die Produktions- und die Rezeptionsgeschichte des Films dokumentiert, analog zur Reise im Weltraum, in zwei Teile geteilt: den "Inner Space" und den "Outer Space". Das Weiß der Innenräume kontrastiert mit dem Blau des Weltalls.

Budget verdoppelt

"If it can be written, or thought, it can be filmed" hängt als Motto des Regisseurs Kubrick über dem "Inner Space". Dem Regisseur Kubrick war bereits 2004 eine große Ausstellung des Filmmuseums gewidmet, die seitdem in 17 Städten auf der ganzen Welt Station machte. Die neue Schau ist eine Auskopplung, allerdings angereichert mit vielen Leihgaben und Fundstücken aus dem Nachlass.

Seit 1964 arbeitete Kubrick an "2001", zusammen mit dem Autor Arthur C. Clarke schrieb er die Filmerzählung. Das Typoskript präsentiert die Ausstellung. Aus "2001" wurde ein Film der Superlative. 10,5 Millionen Dollar, mehr als doppelt so viel wie ursprünglich geplant, hat er gekostet.

Monolith

Im Genre des Science-Fiction-Films kommt einem "2001" auch 50 Jahre nach seiner Premiere immer noch wie ein Monolith vor, der seine Vorgänger alt aussehen lässt und seine Nachfolger blass. In der Ausstellung laufen Ausschnitte aus früheren Sci-Fi-Filmen, um zu zeigen, "welchen Quantensprung 2001 bedeutet hat", wie Kurator Hans-Peter Reichmann sagt. Wer sich den Film heute - am besten im Kino - anschaut, wird wie der Zuschauer damals von den atemberaubenden Bildern des Films gefangen sein. Und den Mut, einen fast dreistündigen Film mit Figuren quasi ohne Charakter zu erzählen, hatte danach auch niemand.

So vernarrt 2001 in die Zurschaustellung der technischen Zukunft ist, so skeptisch, und damit sehr modern, bleibt er doch auch, gerade durch den Kampf des Astronauten Bowman (Keir Dullea) in der dritten Episode gegen den fühlenden und übergriffigen Computer HAL 9000. Es ist ein Kampf gegen die Übermacht der Maschine und der Bits und Bytes, ein Paradigma für spätere Filme wie "Alien" ("Mother") oder die "Terminator"-Serie. Aus dieser Episode zeigt die Ausstellung etwa Bowmans Bord-Overall und seinen Raumanzug.

Utopie zum Greifen nah

Im Jahr 1968 lagen die Utopien zum Greifen nahe, ob in San Francisco, Frankfurt oder Prag. Vielleicht hat die technologische Utopie des Films damals auch viele Zuschauer angezogen; die Trickmodelle, die die Ausstellung zeigt, etwa von der Raumfähre, wirken heute überhaupt nicht antiquiert. Viele der Utopien von ´68 sind zu Grabe getragen worden , aber "2001" hat auch heute noch sein uneingelöstes utopisches Momen: Bis zum Jupiter ist immer noch kein Mensch geflogen und den Kontakt mit anderen intelligenten Lebewesen aus dem All hatten wir seitdem auch nur im Film.

Es gehört zu den Geniestreichen von "2001", dass er die außerirdische Intelligenz nie zeigt - viel mehr, als dass sie vor vier Millionen Jahren schon da war, bringen wir als Zuschauer nicht in Erfahrung. Auch nach 50 Jahren bleiben Bowmans Reise durch den psychedelischen Lichttunnel und seine Wiedergeburt als Sternenkind ein Rätsel. Und so viele wir in dieser Ausstellung über die Entstehung dieses Films erfahren - dieses Rätsel lüftet die Ausstellung auch nicht.