Ein spätgotisches Meisterwerk zum Leiden und Sterben Jesu präsentieren Theologen und Kunsthistoriker in Karlsruhe. Unter dem Motto "Sieben Tafeln - sieben Tage" erläutern sie in Führungen die Bilder der "Karlsruher Passion", die in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zu sehen sind. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) steht seit Palmsonntag täglich eine Tafel im Mittelpunkt.

Die sieben erhaltenen Werke gelten wegen ihrer Ausdruckskraft und der Detailliertheit als Meilenstein spätgotischer Malerei. Über den vermutlich in Straßburg ansässigen Künstler der Bilder, die um 1450/55 entstanden sind, ist nichts bekannt. Kunsthistoriker gehen davon aus, dass die Tafeln aus einem zehn- bis zwölfteiligen Bilderzyklus stammen. Grund dafür sei, dass im Unterschied zu üblichen Bildfolgen die Darstellung der Kreuzigung fehle, dem zentralen Ereignis der Heilsgeschichte.

"Eindringlicher Erzähler"

Christus am Ölberg, Gefangennahme, Geißelung, Dornenkrönung, Kreuztragung, Entkleidung und Kreuzannagelung: Sechs der 46 auf 67 Zentimeter großen Tafeln, Mischtechnik auf Nussholz, sind im Besitz der Kunsthalle. Die siebte Tafel, die die Gefangennahme Christi zeigt, ist eine langfristige Leihgabe aus der Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums Köln. Ob es weitere Tafeln des Bildzyklus gibt, die ursprünglich für die Straßburger Stiftskirche St. Thomas gemalt wurden, ist nicht bekannt.

"Der Meister der Karlsruher Passion ist ein großartiger und eindringlicher Erzähler", erklärte die Kunsthalle Karlsruhe. Die an erzählerischen Details reiche Darstellung solle die christliche Heilslehre vermitteln, bei den Betrachtern Mitleid erwecken und zur Nachfolge Christi auf Erden bewegen. Literarische Quellen der expressiven Darstellungen seien etwa spätmittelalterliche Passionstraktate.