Das Regierungspräsidium Kassel überlässt dem Bonner Haus der Geschichte Einrichtungsgegenstände aus dem Büro des im Amt ermordeten Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Hierzu zählt vor allem der Schreibtisch, an dem der CDU-Politiker von seinem Amtsantritt 2009 bis zu seinem gewaltsamen Tod im Juni 2019 gearbeitet hat, wie das Regierungspräsidium am 22. April mitteilte. An diesem Schreibtisch sei auch die Power-Point-Präsentation zu Lübckes Vortrag in Lohfelden am 14. Oktober 2015 entstanden.

Der frühere Regierungspräsident hatte in Lohfelden bei einer Bürgerversammlung Pläne zur Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft vorgestellt und als Reaktion auf Schmähungen von rechtsradikalen Störern im Publikum die Sätze gesprochen: "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." Bei der Bürgerversammlung war auch der Rechtsextremist Stephan Ernst anwesend, der im Januar dieses Jahres wegen des Mordes an Walter Lübcke zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde.

Sammlung zur Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus

Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber (CDU) dankte dem Haus der Geschichte für die dauerhafte Bewahrung des Schreibtisches, des Vortrags und weiterer Utensilien seines Amtsvorgängers. Ungezählte Male habe er selbst mit ihm an seinem Schreibtisch gesessen und gearbeitet. Lübckes "aufrechte Haltung, sein Einsatz für die Demokratie und seine Wertschätzung gegenüber dem Grundgesetz" hätten ihn und alle Kolleginnen und Kollegen im Regierungspräsidium stets beeindruckt.

Das Haus der Geschichte ergänzt laut dem Kasseler Regierungspräsidium mit den Objekten aus dem Lübcke-Nachlass seine Sammlungen zur Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus in Deutschland. In der Dauerausstellung des Museums für Zeitgeschichte sind unter anderem Exponate zu den rechtsextremen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im August 1992, dem Brandanschlag auf ein von türkischen Familien bewohntes Haus in Mölln im November 1992 und von Enver Simsek, einem Opfer des sogenannten "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU), zu sehen.