Die Evangelische Kirche im Rheinland entscheidet Mitte Januar über einen neuen leitenden Theologen und einen neuen Finanzchef. Die erstmals per Videokonferenz tagende Landessynode verabschiedet zudem den Haushalt für 2021 und diskutiert kirchliche Zukunftsperspektiven, wie die zweitgrößte deutsche Landeskirche am 16. Dezember in Düsseldorf ankündigte. Weitere Themen der fünftägigen Beratungen sind Flucht und Migration, Klimaschutz und Friedensethik. Das ursprünglich geplante Schwerpunktthema Seelsorge entfällt. Die rheinische Kirche hat 2,45 Millionen Mitglieder in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen.

Für acht Jahre wählt die Synode bei ihrer Tagung vom 11. bis 15. Januar einen neuen Präses. Dieser vertritt die Landeskirche künftig in der Öffentlichkeit und übt den Vorsitz in Landessynode und Kirchenleitung aus.

Der 62-jährige Amtsinhaber Manfred Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, geht nach achtjähriger Amtszeit als leitender Theologe im März in den Ruhestand. Um seine Nachfolge bewerben sich der aus Bayern stammende Theologieprofessor Reiner Knieling (57), der Leiter der Evangelischen Akademie Frankfurt, Thorsten Latzel (50), und die Superintendentin des Kirchenkreises An Sieg und Rhein, Almut van Niekerk (53), die als erste Frau in das Leitungsamt gewählt werden könnte.

Flüchtlinge, Klimaschutz und Finanzen beschäftigen Landessynode

Weil Finanzdezernent Bernd Baucks (58) nach achtjähriger Amtszeit seine Bewerbung um eine Wiederwahl zurückzog, entscheidet die Landessynode am 14. Januar auch über den künftigen Finanzchef. Einziger Kandidat ist der aus Mönchengladbach stammende Diplom-Kaufmann Volker Leimert (53), der zurzeit bei der Evangelischen Zusatzversorgungskasse in Darmstadt arbeitet.

Für die Leitung des Bildungsbereichs kandidieren Amtsinhaberin Henrike Tetz (57) und der Theologe Marco Sorg (53), Dozent am Pädagogischen Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen. Darüber hinaus wählen die rund 200 stimmberechtigten Mitglieder der Landessynode bei ihrer Tagung mehrere nebenamtliche Mitglieder der 15-köpfigen Kirchenleitung - sie ist das wichtigste Gremium nach der Synode.

Der Haushalt für 2021 wird coronabedingt auf der Basis von fünf Prozent geringeren Kirchensteuereinnahmen als 2019 geplant. Die Finanzabteilung erwartet ein Defizit von 7,5 Millionen Euro, das aus Rücklagen gedeckt werden muss. Für finanzielle Entlastung der 668 rheinischen Kirchengemeinden soll sorgen, dass bis zu 85 Millionen Euro weniger in die Versorgungskasse für die Pfarrerpensionen fließen. Darein geht aber immer noch knapp jeder fünfte Kirchensteuer-Euro.

Wegen der Corona-Pandemie tagt das oberste Gesetzes- und Entscheidungsorgan der rheinischen Kirche ausschließlich digital. Lediglich die Kirchenleitung und die Ausschussvorsitzenden kommen für die Synode an einem gemeinsamen Ort, im Landeskirchenamt in Düsseldorf, zusammen.

Der scheidende Präses Rekowski nannte als ein zentrales Thema, das auch nach seinem Ausscheiden bleiben werde, die Bereitschaft zu Veränderungen des kirchlichen Lebens nicht nur aufgrund nötiger Sparanstrengungen. Es gelte, weiterhin mutig und experimentierfreudig zu sein. "Nicht locker lassen" werde die rheinische Kirche auch bei ihrem Einsatz für Flüchtlinge, kündigte der Theologe an. "Es gibt neben Corona noch andere wichtige Fragen, wo Menschen auf der Strecke bleiben, zu Tode kommen, ums Leben gebracht werden oder unter furchtbaren Bedingungen leben."