Im Fall des Missbrauchsvorwurfs gegen einen Düsseldorfer Priester, den der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki 2015 nicht nach Rom gemeldet hatte, hat sich das mutmaßliche Opfer zu Wort gemeldet. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (16. Dezember) berichtet, widerspricht der Betroffene Woelkis Darstellung, er habe an der Aufklärung nicht mitwirken wollen. Dies könne er "so nicht bestätigen", schreibe der Mann in einer E-Mail an den Düsseldorfer "Express". Er habe "detailliert über die Tat berichtet und habe gebeten, soweit wie möglich außen vor gelassen zu werden", heißt es in dem Schreiben, das dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vorliegt. "Eine generelle Verweigerung der Mithilfe hat aber nicht stattgefunden."

Das Erzbistum habe auf Anfrage bestätigt, dass der Betroffene sich nach den Medienberichten in der vergangenen Woche auch bei Woelki gemeldet habe, schreibt die Zeitung weiter. Es habe Gespräche zwischen dem Kardinal und dem Betroffenen gegeben. Über die Inhalte habe das Erzbistum keine Auskunft gegeben, aber mitgeteilt, dass "aktuelle Erkenntnisse" aus dem Gespräch nun "eine Chance zu weiterer Aufklärung" böten.

Woelki wird Vertuschung vorgeworfen, weil er 2015 nach der Prüfung von Personalakten einen mutmaßlichen Missbrauchsfall nicht an den Apostolischen Stuhl in Rom gemeldet hatte. Das Erzbistum begründet dies damit, dass der beschuldigte Pfarrer wegen Demenz und eines Schlaganfalls nicht ansprechbar gewesen sei und das Opfer sich nicht in der Lage gesehen habe, "sich weiter zur Sache zu äußern". Nach dem Lautwerden der Vorwürfe hat der Kölner Erzbischof nach eigenen Angaben Papst Franziskus gebeten, sein Vorgehen zu prüfen.