Im Ulmer Münster wird dieses Jahr vor Weihnachten nicht wie üblich die Krippe mit den "Heiligen Drei Königen" aufgestellt. Damit sollte eine der Figuren, der schwarzhäutige König Melchior, aus einer möglichen Rassismusdebatte genommen werden, sagte der Ulmer evangelische Dekan Ernst-Wilhelm Gohl dem Evangelischen Pressedienst (epd) am 5. Oktober. Einen entsprechenden Beschluss, die Krippe in einer anderen Variante zu zeigen, habe der Kirchengemeinderat in seiner jüngsten Sitzung getroffen.

Gohl erläuterte, der von einem Künstler vor rund 100 Jahren gestaltete Ulmer Melchior sei eine Besonderheit in mehrfacher Hinsicht. Er sei vermutlich der einzige heilige König mit Brezel in der Hand. Gleichzeitig sei er so geschaffen, dass er rassistisch geprägte Stereotype anspricht mit seinen wulstigen Lippen, seiner Körperfülle und seinem Goldreifen an den nackten Fußknöcheln.

Öffentliche Diskussion

Die historische Krippe wurde vor rund 30 Jahren gestiftet mit der Auflage, sie jährlich ab 1. Advent im Münster auszustellen. Gohl unterstrich, dass es bei der Krippenaufstellung nicht darum gehe, den schwarzen König zu unterschlagen. Infrage stehe die Art der Darstellung. Wie mit dem Ulmer Melchior künftig umgegangen wird, soll trotz des vorzeitigen Aufsehens erst nach Weihnachten und in Ruhe öffentlich diskutiert werden, kündigte der Dekan an.