Paderborn (epd). Die Corona-Pandemie verstärkt nach Worten des Paderborner Superintendenten Volker Neuhoff die Notwendigkeit von Reformen in der Kirche. "Kirche verändert sich. Das tut sie seit 2.000 Jahren. Und das ist gut so!", sagte Neuhoff in seinem Bericht vor der Synode des Kirchenkreises Paderborn. Die Botschaft des Evangeliums wolle in jede Zeit hinein aktualisiert werden. Die äußere Form von Kirche sei tatsächlich zweitrangig, solange die Kommunikation des Evangeliums geschehe. Als Bereiche praktischer Veränderungen nannte Neuhoff "Mitgliederbindung, Finanzierungsfragen, Personalentwicklung, Beteiligungsformen und Social Media".
Die Corona-Pandemie wirke dabei wie ein Brennglas und stelle deutlich die Frage: "Warum und wo und wie und mit wem und für wen seid ihr Kirche?", sagte Neuhoff weiter. Veränderung brauche neben Bereitschaft auch Kraft. "Unsere Kirche ist nicht systemrelevant", sagte der Superintendent. Die Kirche sei aber in ihrem Kern "existenzrelevant".
Psychosoziale Erstberatung für Flüchtlinge endet
Scharf kritisierte Neuhoff eine Kriminalisierung von Flüchtlingen. "Menschen werden haftbar gemacht dafür, dass sie aus Notsituation fliehen, und sie werden in Haft genommen, um sie abzuschieben", sagte der Superintendent. Vor Bedrohung Geflüchtete würden selbst als Bedrohung empfunden. Und sie würden in Bedrohungssituationen zurückgeschickt. Kirchenasyl sei eine besondere Aufgabe für eine Kirchengemeinde. Hier sei für den Kirchenkreis Paderborn ein solidarisches System aus finanzieller und ehrenamtlicher Unterstützung angeregt worden.
Der Paderborner Superintendent bedauerte, dass die Arbeit der Psychosozialen Erstberatung und das übernommene Beschwerdemanagement in den Zentralen Unterbringungs-Einrichtungen Bad Driburg und Borgentreich zum Jahresende beendet werde. Die Diakonie Paderborn-Höxter sehe sich wegen der politischen Rahmenbedingungen finanzieller und inhaltlicher Art gezwungen, die von ihr aufgebaute Arbeit zu beenden. Würde die Diakonie diese Arbeit fortsetzen, müsste sie mehr als 60.000 Euro Eigenmittel aufbringen. "Wir bedauern es sehr, dass die Politik des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW die Arbeit der Wohlfahrtsverbände erschwert und uns daran hindert, diese erfolgreiche und wichtige Arbeit weiter fortzusetzen", beklagte Neuhoff. Das gehe zulasten der geflüchteten Menschen in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen.