Köln (epd). Insbesondere bei Jugendlichen, die sich schon vor dem Lockdown kaum bewegt haben, bestehe nun die Gefahr, dass sich diese Phase des Bewegungsmangels weiter negativ auf ihr Bewegungsverhalten auswirkt. "Den Jugendlichen kann jetzt der Antrieb fehlen, sich aufzuraffen und sich überhaupt zu bewegen", sagte Chermette, die Dozentin der Deutschen Sporthochschule Köln ist, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Es müsse verhindert werden, dass die Jugendlichen das Verhalten aus dem Lockdown beibehalten und zur Gewohnheit werden lassen, betonte die Sportwissenschaftlerin. Der Anteil der Jugendlichen in Deutschland, die sich schon vor dem Lockdown zu wenig bewegt haben, sei hoch: Drei Viertel der Mädchen und Jungen zwischen 12 und 18 Jahren komme nicht auf die empfohlenen 90 Minuten Bewegungszeit pro Tag in moderater bis hoher Intensität, erklärte die Expertin.
Äußere Anreize nötig
Jugendliche Bewegungsmuffel benötigten äußere Anreize, damit sie sich bewegen, betonte Chermette. "Eltern und Lehrer müssen Bewegung im Alltag anregen und antriggern." Wichtig sei, dass dabei kleine Ziele anvisiert werden, sagte die 41-Jährige. Sie empfiehlt Jugendlichen, statt mit dem Bus mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren oder statt des Aufzugs die Treppe zu nutzen. Eltern rät sie, mit ihren Kindern gemeinsame Sportaktivitäten zu betreiben - etwa eine Radtour, eine Joggingrunde oder einen Schwimmbadbesuch.
Die Sportwissenschaftlerin fügte hinzu, dass der Bewegungsmangel während des Corona-Lockdowns allein noch keine negativen gesundheitlichen Folgen für Kinder und Jugendliche berge. Das Risiko für Übergewicht, Adipositas und Bluthochdruck habe dadurch noch nicht zugenommen. "Dafür war die Zeit der Kontaktsperre, die Schulschließung und die Sperrung der öffentlichen Spiel- und Sportplätze zu kurz", erklärte Chermette.