Lehrerverbände in NRW sehen den Wegfall der Maskenpflicht im Unterricht an den weiterführenden Schulen zwiespältig. "Sicherlich wird die Kommunikation im Unterricht ohne Maske deutlich erleichtert, da jedoch das Abstandhalten in den Klassenräumen nicht möglich ist, geht ein wichtiger Schutz verloren", erklärte der Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft VBE, Stefan Behlau, am 28. August in Dortmund. In der Corona-Krise zeigten sich nun die Folgen einer jahrelangen Unterfinanzierung der Schulen: "Personalmangel, Platzmangel und verspätete Digitalisierung sind unübersehbar."

Der Verband Lehrer NRW, der Lehrkräfte an Haupt- und Realschulen vertritt, begrüßte das Ende der Maskenpflicht im Unterricht. "Wir sind sehr froh, dass Schüler und Lehrkräfte nun buchstäblich durchatmen können", erklärte die Vorsitzende Brigitte Balbach. Jetzt komme es aber darauf an, Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. "Gerade das ist in großen Klassen und engen Räumen nur schwer möglich."

Besorgt äußerte sich auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Es fehle an alternativen Konzepten, die eine Ausbreitung des Coronavirus in den Schulen verhindern könnten, sagte die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (29. August). "25 bis 30 Kinder oder Jugendliche über mehrere Stunden in einem Raum, der schlecht zu belüften ist - das ist fahrlässig", kritisierte sie. In anderen Ländern würden etwa die Klassen halbiert.

SPD und Grüne fordern andere Konzepte für Gesundheitsschutz

Auch SPD und Grüne forderten nach Aussetzen der Maskenpflicht im Unterricht andere Schutzkonzepte, um das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus an Schulen einzudämmen. "Leider hat die Landesregierung die Zeit wieder nicht genutzt, um ein alternatives Konzept zu entwickeln", sagte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (28. August). Dazu gehörten etwa mobile Testteams an Schulen, Schichtbetrieb im Präsenzunterricht, die Einführung von Kurzstunden, die Kooperation mit außerschulischen Lernorten und ein gezielteres Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen, so der SPD-Politiker. "Diese Fragen müssen jetzt geklärt werden."

Die Grünen-Landesvorsitzende Mona Neubaur sagte, jetzt räche sich, dass es weiterhin keinen Plan B für die Bildungseinrichtungen gebe. "Es ist ein halbes Jahr mit Corona-Krise ins Land gezogen, ohne dass die Regierung Laschet echte Alternativen zum Präsenz-Unterricht mit 30 Schülerinnen und Schülern in einem Raum entwickelt hat", sagte Neubaur der "Rheinischen Post" (28. August). Sie forderte kreative Lösungen für kleinere Lerngruppen und Unterrichtskonzepte mit einem ergänzenden teilweise digitalen Unterricht.

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte am 27. August nach dem Bund-Länder-Gespräch über Corona-Schutzmaßnahmen mitgeteilt, dass die seit Schuljahresbeginn geltende Maskenpflicht im Unterricht für Schülerinnen und Schüler am kommenden Montag ausläuft. Außerhalb des Unterrichts, in den Schulgängen und auf dem Schulhof bleibe die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes aber bestehen.