Düsseldorf (epd). Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL) bewertet das von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Sonderkreditprogramm für gemeinnützige Organisationen positiv, ist aber skeptisch wegen des Nutzens. "Es bleibt abzuwarten, ob gemeinnützige Träger Sonderkredite tatsächlich in Anspruch nehmen können, da die Möglichkeit einer Rückzahlung auch bei günstigen Konditionen nicht geklärt ist", sagte die Beauftragte für Sozialpolitik der Diakonie RWL, Helga Siemens-Weibring, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Düsseldorf.
Zudem ermöglichten die Kredite in Höhe von einer Milliarde Euro, die im Rahmen des Konjunkturpakets zur Bekämpfung der Corona-Krise bereitgestellt werden, möglicherweise nur ein "kurzes Aufatmen für die Träger zu einer Zeit, in der Einnahmen wegbrechen und die Ausgaben durch Hygienemaßnahmen, zusätzliche Räumlichkeiten und Personalausfall rapide steigen", sagte Siemens-Weibring. Derzeit seien die Auswirkungen der Pandemie auf die Einrichtungen der Diakonie noch nicht abzusehen. Die Folgen "werden uns alle sicherlich noch mehrere Jahre beschäftigen", betonte die Sozialexpertin.
Gleichwohl sei das Sonderkreditprogramm des Bundes eine Bestätigung für die Arbeit gemeinnütziger Organisationen. "Erstmalig ist die soziale Infrastruktur umfassender Teil eines Konjunkturprogramms der Bundesregierung. Das ist eine wesentliche politische Aussage", sagte Siemens-Weibring. Allerdings gebe es schon seit einiger Zeit die Tendenz, dass Bereiche des Sozialwesens chronisch unterfinanziert waren. "Dazu gehören zum Beispiel die wichtigen Schuldnerberatungen, Betreuungsvereine, aber auch die Bahnhofsmissionen. Wir wünschen uns, dass generell ein Umdenken einsetzt."
Die Arbeit in den Einrichtungen der Diakonie hat sich nach Angaben von Siemens-Weibring durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen verändert. "Die Corona-Pandemie hat in der diakonischen Welt die Digitalisierung massiv beschleunigt. Wir haben durch die vergangenen Wochen eine Menge gelernt", sagte sie. Im Bereich der stationären Jugendhilfe habe man zum Beispiel "tolle Rückmeldungen" erhalten, seit die Einrichtungen verstärkt auf digitale Angebote setzten. "Die Jugendlichen freuen sich, dass sie sich stärker digital ausprobieren können, zum Beispiel auf Lernplattformen oder im Programmieren kleinerer Apps." Ähnliche Rückmeldungen gebe es übrigens auch aus dem Bereich der stationären Altenhilfe, unterstrich Siemens-Weibring.