Mehrere hundert Menschen haben am 20. Juni in Nordrhein-Westfalen für mehr bezahlbaren Wohnraum demonstriert. Mit den Kundgebungen in großen Städten NRWs solle nicht zuletzt auf die Folgen der Corona-Pandemie für die Mieter hingewiesen werden, die durch die wirtschaftlichen Einschränkungen in finanzielle Schwierigkeiten geraten seien, sagte Kalle Gerigk von der Initiative "Recht auf Stadt - Köln". Zu einer Kundgebung in Köln fanden sich nach Angaben der Veranstalter rund 250 Menschen ein.

Aufgerufen zu den Demos hatte das Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn. Die Demonstrationen waren Teil eines bundesweiten Tages unter dem Motto "Shut down Mietenwahnsinn - Sicheres Zuhause für alle!", der in einem guten Dutzend Städten stattfand. In Berlin lag die Teilnehmerzahl nach Polizeiangaben im "oberen dreistelligen Bereich". Das Aktionsbündnis sprach selbst von rund 2.000 Beteiligten. In der Finanzmetropole Frankfurt am Main waren es nach Angaben der Veranstalter etwa 500 Demonstranten.

Fahrradkorso in Krefeld

In NRW gab es neben der Demo in Köln unter anderem Kundgebungen in Aachen und Düsseldorf, zu denen nach Angaben der Polizei insgesamt etwa 80 Teilnehmer kamen. In Krefeld startete eine "mietenpolitische Fahrradtour".

Gefordert wurde der Erlass von Mietschulden und eine Senkung der Mieten. Auch nach dem Auslaufen des Kündigungsschutzes für Mieter, die wegen der Corona-Krise ihre monatlichen Zahlungen einstellen mussten, müsse es weiterhin einen Schutz für finanziell angeschlagene Familien geben, erklärte Aktivist Gerigk. Ansonsten drohe die Zahl der Obdachlosen weiter zu steigen. Zudem verwiesen Redner darauf, dass Zwangsräumungen und Zweckentfremdung von Wohnraum verhindert sowie Wohnungsgesellschaften vergesellschaftet werden sollten.

Ende Juni laufen den Angaben zufolge die coronabedingten Stundungen der Mietzahlungen bei krisenbedingter Zahlungsunfähigkeit aus. Viele Menschen könnten jedoch auch danach nicht die Miete zahlen, erklärte das Bündnis. Allein durch Kurzarbeit und vermehrte Arbeitslosigkeit seien bislang rund zwölf Millionen Menschen mehr mit zum Teil erheblichen Einkommenseinbußen konfrontiert. Selbst wenn der Kündigungsaufschub bis Ende September verlängert werde, drohten ab Herbst Kündigungen und Zwangsräumungen.

Das bundesweite Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn war im August 2019 in Göttingen gegründet worden. Gemeinsam mit weiteren Netzwerken hatte das Bündnis für Ende März dieses Jahres zu einem europaweiten "Housing Action Day" aufgerufen. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Aktionstag bis auf weiteres verschoben. Ein Datum dafür steht noch nicht fest.