Islamistische und rechtsextreme Gruppen agieren im Internet offenbar ähnlich. "Sowohl islamistische als auch rechtsextremistische Gruppen nutzen teilweise identische Strategien im Netz, um Aufmerksamkeit zu generieren und den extremistischen Diskurs zu normalisieren", sagte der Extremismusforscher Andreas Zick am 28. Januar in Bielefeld. So gelinge es ihnen, durch Kampagnen in den sozialen Medien zu polarisieren und solche Ideologien zu emotionalisieren, die anschlussfähig seien für nicht-extremistische Menschen und Gruppen, erklärte Zick, Leiter eines Forschungsverbundes, der das Online-Verhalten extremistischer Gruppen untersucht.

Extremistische Gruppen würden soziale Medien sehr strategisch nutzen, sagte die Soziologin Kerstin Eppert. Die Verbreitung gewaltverherrlichender und rassistischer Botschaften sei jedoch nur ein Teil der Strategie. Ebenso wichtig sei die Mobilisierung in den verdeckten und bekannten Unterstützungsnetzwerken. Dazu gehöre ein freies Angebot, sich in die Bewegung einzubringen, angepasst an die Möglichkeiten jedes Einzelnen. Extremistische Netzwerke funktionierten nicht nur als Radikalisierungsmaschinen, ergänzte Zick, sie benötigten auch Unterstützung, etwa für die Verbreitung der Ideologie oder Beschaffung von Geldern.

Der Forschungsverbund X-Sonar erforschte nach Angaben der Universität in einem dreijährigen Projekt, wie extremistische Gruppen online und offline Unterstützungsnetzwerke aufbauen. Dabei arbeiteten die Forscher unter anderem Online-Inhalte und Lebensläufe aus der extremistischen Szenen auf. Ziel sei es, künftig frühzeitige Intervention und Vorbeugung zu ermöglichen. Zum Abschluss des Projektes fand am 30. Januar eine Konferenz statt, bei der Vertreter aus Wissenschaft, Sicherheitsbehörden, Justiz und ziviler Präventionspraxis zusammenkamen. Das Forschungsprojekt wurde vom Bundesbildungsministerium mit drei Millionen Euro gefördert.