Berlin (epd). Mehr als 3,5 Millionen Menschen in Deutschland hatten im Juni 2019 mehr als einen Job. Das geht aus der Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, wie die Partei am 21. Januar in Berlin mitteilte. Demnach ist die Zahl der Multi-Jobber oder Mehrfachbeschäftigten gegenüber dem Jahr 2018 um 3,6 Prozent gestiegen. 2004 gab es den Angaben nach 1,86 Millionen Mehrfachbeschäftigte.
Fast drei Millionen Menschen hatten im Vorjahr neben einem regulären Job noch eine geringfügige Beschäftigung, wie es weiter hieß. 345.440 Menschen gingen zwei sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen nach. Dritthäufigste Variante war die Kombination von zweien oder mehr sogenannter Minijobs. Das galt für 260.666 Fälle.
"Aus purer finanzieller Not"
Die Linken-Arbeitsmarktexpertin Zimmermann sagte, für immer mehr regulär Beschäftigte reiche der Verdienst nicht aus, um über die Runden zu kommen. Der überwiegende Teil der Multi-Jobber "dürfte aus purer finanzieller Not mehr als einen Job haben und nicht freiwillig".
Sie verwies auf eine im vergangenen Jahr erschienenen Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Danach sind für 53 Prozent der Befragten finanzielle Schwierigkeiten ausschlaggebend für die Nebentätigkeit. 24 Prozent konnten keine Vollzeitstelle finden und nahmen daher die Nebentätigkeit auf, um ihr Einkommen aufzustocken.
Um der Zunahme von Multi-Jobbing zu begegnen, sei eine Erhöhung des Mindestlohns in einem ersten Schritt auf zwölf Euro pro Stunde dringend notwendig, sagte Zimmermann. Zugleich sprach sie sich für das Ende von Leiharbeit und von sachgrundlosen Befristungen von Jobs aus. "Arbeit, von der man leben kann, ist das Maß der Dinge", sagte sie. Dafür müsse die Bundesregierung die Voraussetzungen schaffen.