Düsseldorf, Köln (epd). Die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW fordert, Kindern aus griechischen Flüchtlingslagern die sofortige Einreise nach Deutschland zu erlauben. "Die Bilder von durchnässten, frierenden, oft kranken und unversorgten Kindern sind unerträglich, hier muss gehandelt werden", erklärte der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Frank Johannes Hensel, am 21. Januar in Köln. Die Situation sei dramatisch und eine Herausforderung für alle, die sonst immer die westlichen Werte betonen.
Kindern und Jugendlichen mit Angehörigen in Deutschland sollte die sofortige Einreise erlaubt werden, forderte Hensel. Auch für Kinder ohne Angehörige müsse eine Lösung gefunden werden. Der Vorstand des Caritasverbandes im Erzbistum Köln rief zu einer Hilfsaktion auf, auch ohne europäische politische Lösung. Wenn sich die Europäer nicht einigen könnten, brauche es "zur Not eine konzertierte Aktion der Willigen". Hensel bot an, dass die Wohlfahrtsverbände sich um Nothilfe und Betreuung der unbegleiteten Minderjährigen im Falle ihrer Aufnahme kümmern würden.
NRW-Innenminster bleibt bei ablehnender Haltung
"Worte über die humanitäre Verantwortung ohne konkretes Handeln werden in diesem Zusammenhang sonst zum reinen Lippenbekenntnis", mahnte Hensel an die Adresse von NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP). Stamp hatte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (20. Januar) gesagt: "Wer Bootsflüchtlinge bevorzugt aufnimmt, provoziert, dass sich noch mehr Menschen in Hoffnung auf ein besseres Leben auf die Lotterie um Leben und Tod im Mittelmeer einlassen." Bei der Aufnahme von Flüchtlingen müsse klar sein, dass es in den Asylverfahren keine Privilegierung einzelner Gruppen geben könne.
Die ablehnende Haltung der NRW-Landesregierung zur Aufnahme von Bootsflüchtlingen über die festgelegten Verteilungsquoten hinaus stieß bei Städten des Bündnisses "Sichere Häfen" auf Kritik. Die Städte Köln und Düsseldorf sprachen sich am 20. Januar dafür aus, nicht-staatliche Seenotrettungsorganisationen zu unterstützen und Staaten, in denen Geflüchtete ankommen, nicht mit der Aufnahme und Unterbringung der Menschen alleinzulassen.
Das Bündnis "Sichere Häfen", dem 29 nordrhein-westfälische Städte und Gemeinden angehören, stellt sich nach eigenen Angaben gegen "die Abschottungspolitik Europas" und will mehr Menschen ein sicheres Ankommen ermöglichen. 21 Städte, unter anderem Köln, Bonn, Dortmund, Münster und Bielefeld, wollen aus Seenot gerettete Menschen zusätzlich zu ihrer Verteilungsquote aufnehmen.