Der Verein Amica, der Mädchen und Frauen in Kriegsgebieten unterstützt, erhält den Göttinger Friedenspreis 2020. Damit würdige die Stiftung Dr. Roland Röhl die langjährige engagierte Tätigkeit einer Organisation, "die nicht sehr laut, dafür umso effizienter an der Basis von Gesellschaften arbeitet", teilte die Preisjury am 24. Januar mit. "In diesem Sinne ist Amica für uns das Synonym für Zivilcourage und der Beleg für die Effizienz menschlichen und vor allem geschlechtergerechten Einsatzes." Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum 22. Mal vergeben.

Amica hilft seit mehr als 25 Jahren Frauen und Mädchen in Kriegs- und Nachkriegsregionen wie Bosnien-Herzegowina, Syrien, Libyen oder der Ostukraine, ihr Leben zu meistern. Zu den Kernaufgaben des Vereins gehören die psychosoziale Arbeit mit Traumatisierten, medizinische Versorgung, Rechtsberatung, Maßnahmen zur Existenzsicherung sowie Projekte zu Chancengleichheit. Mit der Stärkung dieser Frauen und Mädchen leiste Amica einen entscheidenden Beitrag zur Versöhnung und zu einer künftigen, nachhaltigen Friedensordnung in diesen Konfliktländern, hieß es.

Streit über Preisträger 2019

Stifter des Göttinger Friedenspreises ist der 1997 verstorbene Göttinger Wissenschaftsjournalist Dr. Roland Röhl. Er beschäftigte sich vor allem mit Sicherheitspolitik sowie der Konflikt- und Friedensforschung und verfügte in seinem Testament, dass sein Nachlass zur Bildung eines Stiftungsvermögens verwendet wird. Stadt und Universität Göttingen sind Mitglied im Kuratorium der Stiftung. Die Entscheidung über die Preisträger fällt eine unabhängige dreiköpfige Jury. Der Friedenspreis 2020 wird am 7. März in der Aula der Hochschule vergeben.

Im vergangenen Jahr hatte es Streit wegen der Verleihung des Göttinger Friedenspreises an den Verein "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost" gegeben. Der Zentralrat der Juden und andere Organisationen kritisierten den Verein als antisemitisch, weil er die gegen Israel gerichtete Boykottbewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) unterstütze. Stadt und Universität zogen ihre Unterstützung für die Verleihfeier zurück. Der Preis wurde schließlich unter großem öffentlichen Interesse in einer privaten Galerie übergeben.