Berlin/Münster (epd). Rund 70.000 Menschen in Russland haben eine Online-Petition von Greenpeace gegen deutsche Uranmülltransporte in ihr Land unterzeichnet. Darin wird von der Bundesregierung gefordert, die im Mai 2019 wieder aufgenommenen Exporte von der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau nach St. Petersburg mit sofortiger Wirkung einzustellen, wie das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen mitteilte. Die Petition, die am 23. Januar dem Bundesumweltministerium in Berlin übergeben wurde, richtet sich demnach auch an die Energiekonzerne RWE und EON. Sie sind je zu einem Drittel Anteilseigner an der Gronauer Uranfabrik, die der Urenso-Konzern betreibt.
"Russland ist nicht Atommüllkippe"
Das Aktionsbündnis Münsterland, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) sowie die Arbeitskreise Umwelt Gronau und Schüttorf unterstützen die russische Initiative. "Es ist ein Unding, dass die Bundesregierung diese Exporte überhaupt durchgewunken hat", kritisierte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis. Atomabfälle, die in Deutschland anfallen, müssten auch hierzulande entsorgt werden. "Russland ist nicht die Atommüllkippe für die hiesige Atomindustrie."
Der Energieexperte von Greenpeace Russland, Rashid Alimov, und Vladimir Slivyak von der Umweltorganisation "Ecodefense" wiesen auf die vielen ungelösten Probleme in ihrer Heimat im Umgang mit dem abgereicherten Uranhexafluorid hin. Mittlerweile lagerten in Russland rund eine Million Tonnen solcher radioaktiven Abfallstoffe aus Urananreicherungsanlagen wie in Gronau, erklärten die Umweltschützer.
Eine sichere Entsorgung sei dort genauso ungelöst wie in Deutschland. Der staatliche russische Atomkonzern Rosatom habe deshalb im vergangenen November den Bau von neuen Schnellen Brütern vorgeschlagen, um den Uranmüll bis 2080 zu bewältigen. Das aber würde de facto einen Ausbau der Atomindustrie in Russland bedeuten, beklagten Alimov und Slivyak.