Mit einer Gedenkveranstaltung hat der nordrhein-westfälische Landtag am 26. Januar in Düsseldorf an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 75 Jahren erinnert. Ministerpräsident Armin Laschet rief dabei zum entschiedenen Kampf gegen den Antisemitismus in der Gesellschaft auf. "Auch 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz ist Antisemitismus leider noch immer Realität in Deutschland", sagte der CDU-Politiker vor 400 Gästen. Der Hass auf Juden sei nie weg gewesen, wie der Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale zeige.

Appell gegen Antisemitismus

Die Gesellschaft dürfe nicht zulassen, dass Minderheiten diskriminiert, benachteiligt und verfolgt werden. Der Staat setze sich deshalb auch für den Schutz der jüdischen Einrichtungen ein. Zudem fühlten sich die Politik und die Gesellschaft der Erinnerung an den Nationalsozialismus und dem Kampf gegen Antisemitismus verpflichtet. In diesem Zusammenhang begrüßte der Ministerpräsident, dass sich Staat, Religionsgemeinschaften und Wirtschaftsvertreter in NRW in einer gemeinsamen Erklärung gegen jede Form von Diskriminierung und für den Schutz von Minderheiten einsetzen.

Der Vorstand der Synagogengemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, sagte: "Es ist für jeden Juden eine große Herausforderung, sich mit den Lücken auseinanderzusetzen, die durch die Shoa in der eigenen Familie entstanden sind." Die Erinnerung an Auschwitz sei ein aktiver Einsatz für die Demokratie. Es gehe auch darum, die junge Generation in die Erinnerungskultur einzubinden: "Wenn wir junge Menschen nicht erreichen, dann sind sie für unsere Demokratie verloren", betonte Lehrer. Er wies darauf hin, dass in Deutschland weiterhin ein Viertel der Bevölkerung "mehr oder minder antisemitische Einstellungen" habe.

Zentralrat der Juden kritisiert AfD

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden kritisierte in der Gedenkstunde die AfD, ohne sie ausdrücklich zu nennen. Die Partei wolle eine "geschichtspolitische Wende" erreichen und spiele Minderheiten gegeneinander aus. Die deutsche Gesellschaft müsse sich dagegen für "Toleranz und Inklusivität" einsetzen.

Zu der Gedenkstunde waren auch der aus Düsseldorf stammende Auschwitz-Überlebende Gary Wolff und seine Enkel Danielle Wolff Ser und Julian Wolff aus den USA in den Landtag gekommen. Die beiden Enkel erinnerten in einer auf Deutsch gehaltenen Rede an die Geschichte ihres Großvaters und seinen Einfluss auf ihr Leben. Dabei warnten sie auch vor der Gefahr eines wachsenden Antisemitismus und vor Intoleranz in der Gesellschaft.

Landtagspräsident André Kuper erklärte, Auschwitz gehöre "für alle Zeiten zum mahnenden Gedächtnis der Menschheit". Es sei wichtig, sich im Gedenken an den millionenfachen Mord an den Juden nachdrücklich und entschlossen gegen jede Form von Antisemitismus zu stellen.

Das Konzentrationslager Auschwitz war am 27. Januar 1945 von Soldaten der Roten Armee befreit worden. Etwa 7.000 teilweise völlig entkräftete Menschen wurden befreit, mehrere zehntausend Insassen waren zuvor von den Wachmannschaften des KZ in sogenannten Todesmärschen nach Westen getrieben worden. Die Vereinten Nationen hatten im Jahr 2005 den 27. Januar zum internationalen Tag des Gedenkens an den Holocaust erklärt.