Der freie Reporter Juan Moreno ist von der Fachzeitschrift "Medium Magazin" zum "Journalisten des Jahres" 2019 gewählt worden. Moreno sei es zu verdanken, dass der "Spiegel"-Journalist Claas Relotius Ende Dezember 2018 als notorischer Betrüger entlarvt worden sei, erklärte die Jury am 18. Dezember in Frankfurt am Main. Moreno, der selbst überwiegend für das Hamburger Nachrichtenmagazin arbeitet, war Relotius bei dessen Fälschungen auf die Schliche gekommen.

Moreno habe "als Reporter die Hartnäckigkeit des gründlichen Rechercheurs und ehrlichen journalistischen Handwerkers" gezeigt, erklärte die 100-köpfige Fachjury weiter. Zudem habe er den Mut bewiesen, für die Wahrheit persönlich viel aufs Spiel zu setzen, da ihm zunächst niemand glauben wollte.

Journalistische Standards umgekrempelt

Die Folgen seiner Recherchen würden die Debatten über Qualitätsjournalismus weit über 2019 hinaus prägen. "Letztlich hat Morenos Enthüllungsgeschichte die journalistischen Standards für Authentizität, Transparenz und Belegbarkeit von Recherchen im ganzen Land umgekrempelt", hieß es. "Er hat damit das Potenzial des Journalismus zur Selbstkorrektur gestärkt."

Der "Spiegel" hatte den Betrugsfall im eigenen Haus am 19. Dezember 2018 öffentlich gemacht. Der vielfach mit Preisen ausgezeichnete Journalist Relotius gab nach internen Nachforschungen Fälschungen zu und verließ das Haus. Relotius hatte über mehrere Jahre hinweg Tatsachen verfälscht und Geschichten erfunden. Angestoßen hatte die Nachforschungen Moreno, dem beim "Spiegel" laut dem im Mai vorgelegten Untersuchungsbericht einer internen Aufklärungskommission zunächst nicht geglaubt wurde und der schließlich auf eigene Faust Untersuchungen anstellte.

Gefährlicher Zeitdruck

Mitte September war Morenos Buch "Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus" im Rowohlt Berlin Verlag erschienen. Darin beschreibt der Journalist, wie er Relotius enttarnte. Vor einigen Wochen war bekanntgeworden, dass Relotius Moreno vorwirft, darin selbst Tatsachen verdreht oder unzulässig arrangiert zu haben, und gegen das Buch vorgeht.

Die größte Gefahr für den Journalismus seien nicht Fälscher wie Relotius, sagte Moreno dem "Medium Magazin": "Die Gefahr ist, dass viele Journalisten faktisch keine Zeit haben, den Beruf so zu machen, wie man ihn eigentlich machen sollte", warnte er mit Blick auf Sparmaßnahmen in Redaktionen.

Preisvergabe im Februar

Der undotierte Preis "Journalistinnen und Journalisten des Jahres" wird von der Branchenzeitschrift seit 2004 in mehreren Kategorien verliehen. Die Jury besteht aus Vertretern und Vertreterinnen der Medienbranche sowie aus den Ausgezeichneten des Vorjahres und Nachwuchs-Talenten der "Top 30 bis 30" des Jahres 2019. Die Preise werden am 17. Februar 2020 in Berlin verliehen.