Berlin (epd). Kurz vor Weihnachten hat Deutschland noch einmal mehr als 100 aus Seenot gerettete Migranten aus Italien aufgenommen. Wie das Bundesinnenministerium am 20. Dezember in Berlin mitteilte, wurden insgesamt 132 Menschen überstellt, die auf dem Mittelmeer in Seenot gerieten und nach der Rettung nach Italien gebracht wurden. Einige von ihnen wurden nach Angaben eines Sprechers wegen medizinischer Notfälle direkt nach der Ankunft mit dem Flugzeug in ein Krankenhaus gebracht. 37 der Bootsflüchtlinge kommen nach Angaben der Senatsverwaltung nach Berlin.
Die Gesamtzahl der in Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge aus der Seenotrettung erhöht sich damit auf rund 500. Unter den am Freitag in Deutschland angekommenen Migranten sind auch Menschen, die von der Organisation Sea-Watch gerettet wurden, wie der Sprecher des Ministeriums auf Twitter mitteilte. Sie müssen nun das reguläre Asylverfahren durchlaufen und wissen erst danach, ob sie bleiben dürfen.
Keine solidarische Lösung in Sicht
Deutschland gehört zu den Ländern, die sich bereiterklärt haben, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aus Italien aufzunehmen. Das Land hatte Rettungsschiffen in der Vergangenheit die Einfahrt in Häfen verweigert. Es verwies darauf, allein mit der Versorgung der Schutzsuchenden überfordert zu sein. Eine solidarische Lösung zur Verteilung der Geretteten, an der sich alle Staaten der EU beteiligen, gibt es bislang nicht.
Derweil drangen Grünen-Politikerinnen weiter auf eine Aufnahme von Minderjährigen aus den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln. "Kinder, die sich vor lauter Traumata selbst verletzen oder nicht mehr essen wollen; Opfer von sexueller Gewalt und Überlebende von Folter, die unter widrigsten Umständen ihr Dasein fristen: All das sind Zustände, die an keinem Ort auf diesem Planeten hinnehmbar sind", erklärten die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und die Abgeordnete Luise Amtsberg am Freitag in Berlin mit Verweis auf Berichte von "Ärzte ohne Grenzen".
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben in Lagern auf den Inseln Lesbos, Samos und Kos mehr als 4.400 unbegleitete Kinder, "von denen nur jedes vierte altersgerecht untergebracht ist". Die Grünen stellen sich hinter die Bitte einiger Bundesländer, unbegleitete Minderjährige nach Deutschland holen zu können. "Die Bundesregierung kann nun beweisen, dass Nächstenliebe für sie mehr als eine Weihnachtsfloskel ist", erklärten Roth und Amtsberg.
Die Bundesregierung hat bislang zurückhaltend auf die Forderung reagiert. Am Mittwoch sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bundestag, dass dazu derzeit noch Gespräche geführt würden. Sie verwies bei der Befragung durch Abgeordnete auch auf die Verantwortung anderer europäischer Länder.