Berlin (epd). Die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger, sieht neue Sparrunden auf ihren Sender zukommen. Die angekündigte Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent, die deutlich unter den Bedarfsanmeldungen der öffentlich-rechtlichen Sender liegt, treffe die kleinen und mittleren Sender besonders, sagte Schlesinger dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der RBB sei bereits sehr schlank aufgestellt, er habe kein Polster: "Da bleibt wenig Speck auf der Rippe. Wir stecken das meiste Geld ins Programm."
Schlesinger kündigte an, dass ihr Sender künftig auch im Regionalen sparen müsse. Wenn die Erhöhung des Rundfunkbeitrags so gering ausfalle, sei dies "ein Einschnitt in die Grundversorgung dieser Gesellschaft", kritisierte sie. Das halte sie für einen großen Fehler. Für den RBB bedeute die Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, dass der Sender ab 2021 eine zweistellige Millionensumme pro Jahr einsparen müsse.
"Das kann uns nicht zufriedenstellen"
Die Intendantin hatte Ende August angekündigt, dass die Kulturwelle RBBKultur eine Million Euro einsparen muss, das entspricht zehn Prozent des Etats. Schlesinger sagte, in der neuen Kulturwelle werde es neue Formate geben. Sie wolle "einen modernen Sender, der auch jüngere Hörer anspricht". Derzeit seien die meisten Hörer des Kulturradios älter als 70. "Das kann uns nicht zufriedenstellen", sagte sie: "Wir müssen den Kulturbegriff etwas ausweiten und auch die Jüngeren gewinnen, wenn wir schon das Privileg haben, in dieser Stadt eine Kulturwelle anbieten zu können."
Der RBB arbeitet derzeit an einem Crossmedialen Newscenter für die regionalen Nachrichten. Dieses solle 2021 bezogen werden, kündigte Schlesinger an: "Wir werden unsere Arbeitsprozesse neu organisieren, um am Ende möglichst viel anzubieten." Die Mediennutzung verändere sich derzeit rasant, sagte Schlesinger. Das Fernsehen sei noch das wichtigste Medium, es werde aber bald nicht mehr so wichtig sein wie jetzt.
Patricia Schlesinger (58) steht seit Juli 2016 als Intendantin an der Spitze des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Der Sender, der 2003 aus der Fusion des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg mit dem Sender Freies Berlin entstand, gehört mit einem Etat von rund 500 Millionen Euro zu den kleineren ARD-Sendern. Schlesinger war zuvor beim NDR Moderatorin von "Panorama" und Auslandskorrespondentin in Singapur und Washington. Von 2007 bis 2016 leitete sie den Programmbereich Kultur und Dokumentation beim NDR Fernsehen.