Die Bundeskunsthalle in Bonn wird künftig erstmals von einer Frau geführt. Die derzeitige Direktorin des Staatlichen Museums für Kunst und Design in Nürnberg, Eva Kraus, wird neue Intendantin der Ausstellungshalle, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am 13. Dezember mitteilte. "Ich bin eine Person, die für Interdisziplinarität steht", sagte Kraus bei ihrer Vorstellung. Sie könne sich mit dem Programm der Bundeskunsthalle identifizieren und wolle den von ihrem Vorgänger Rein Wolfs verfolgten Themenmix aus Kulturgeschichte, Technik und Kunst fortsetzen.

Die Besucher könnten sich auf ein "vitales, frisches Programm" freuen, versprach Kraus. "Ich stehe für Inszenierungen von Ausstellungen und für sinnliche Vermittlung von Ausstellungserlebnissen." Eva Kraus wird ihre Tätigkeit in der Bundeskunsthalle offiziell am 1. August 2020 beginnen. Sie sei an ihrer alten Wirkungsstätte noch vertraglich gebunden, werde allerdings schon vorher vor Ort für Beratungen zur Verfügung stehen, sagte die Kulturmanagerin.

Wechsel von Nürnberg nach Bonn

Kraus, die über Stationen in Wien, New York und München nach Nürnberg kam, war zuvor von der Gesellschafterversammlung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH aufgrund einer Empfehlung des Kuratoriums gewählt worden. "Mit Eva Kraus gewinnen wir eine hochqualifizierte Kulturmanagerin für die Leitung eines der großen Ausstellungshäuser unseres Landes, dessen Programm auch im europäischen und außereuropäischen Ausland sehr aufmerksam verfolgt wird. Ich bin überzeugt, dass die neue Intendantin die Strahlkraft und das Renommee des Hauses, das sich in einer breiten Palette hochaktueller zeitgenössischer, aber auch historischer, natur- und kulturwissenschaftlicher Themen und Fragestellungen spiegelt, sichern wird", sagte Kulturstaatsministerin Grütters. Zudem werde die Intendantin neue Akzente setzen.

Kraus löst den Niederländer Wolfs ab, der nach sieben Jahren die Bundeskunsthalle verlassen hat, um das Stedelijk Museum in Amsterdam zu leiten. Grütters lobte, Wolfs habe die Bundeskunsthalle exzellent geführt und dort ein breites und vielfältiges Ausstellungsprogramm geboten. "Mit vielen seiner unkonventionellen Ausstellungen hat er zentrale gesellschaftliche Themen aufgegriffen und sich mutig auf wichtige Debatten eingelassen. Damit hat er das Haus zu einem bundesweiten Besuchermagneten gemacht."

Nach Turbulenzen wieder auf Erfolgskurs

Wolfs hatte die Bundeskunsthalle nach Turbulenzen wieder auf Erfolgskurs gebracht. Das Haus war 2007 durch einen Finanzskandal in eine Krise gerutscht, die auch durch seine beiden Vorgänger nicht vollends überwunden werden konnte. Wolfs verhalf der Bundeskunsthalle mit einer Erweiterung des Themen-Spektrums zum Beispiel im Bereich Mode und Popkultur sowie künstlerischen Highlights wie etwa der Ausstellung von Marina Abramovic wieder zu Ansehen und Publikumserfolg.

Die Bundeskunsthalle wurde 1992 eröffnet. Veranstaltet werden Ausstellungen zur Kunst- und Kulturgeschichte, Archäologie, Wissenschaft und Technik. Die Einrichtung wird aus dem Etat der Kulturstaatsministerin mit jährlich rund 21,5 Millionen Euro gefördert.