Ein Höhepunkt der Sammlung des Bibelmuseums in Münster ist nach wie vor eine Lutherbibel aus dem Jahr 1546 mit einer persönlichen Widmung des Reformators. Mit dieser Widmung habe Martin Luther in wenigen Zeilen seine Theologie zusammengefasst, sagt Museumsdirektor Holger Strutwolf. "Er entwirft darin ein Bild von Jesus Christus, das ihn nicht als strengen Richter, sondern als freundlichen Helfer und liebenden Heiland zeigt." Neben der Widmung, die Luther kurz vor seinem Tod schrieb, ist ein Buch mit seinen 95 Thesen aus dem Jahr 1517 ausgestellt.

Nach fünfeinhalbjährigen Umbauarbeiten wurde das Bibelmuseum an der Pferdegasse unweit des Münsteraner Domes am 13. Dezember feierlich wiedereröffnet. Zwar hat sich die Ausstellungsfläche mit insgesamt 160 Quadratmetern nicht verändert, dafür ist aber die Zahl der Exponate von rund 400 auf jetzt knapp 1.500 gestiegen. Möglich wurde das unter anderem durch 650 altsprachliche Bibeln aus der Sammlung von Walter Remy. Der Jurist und private Sammler aus dem rheinland-pfälzischen Betzdorf/Sieg hatte sie vor neun Jahren dem Museum überlassen. "Es handelt sich dabei um die frühesten Drucke, die es gibt, und um die europaweit größte Bibelsammlung aus Privatbesitz", erläutert Kustos Jan Graefe.

Sammlung "Remy" wird erstmals präsentiert

Ebenfalls neu sind zwei Vitrinen von je 13 Metern Länge, die einerseits der Konservierung, andererseits der besseren Präsentation dienen. Dem Aufbau der Vitrinen sei es geschuldet, dass Umbau und Wiedereröffnung sich so lange verzögert hätten. "Es gab immer wieder Probleme, in den Vitrinen eine gleichmäßig Luftfeuchtigkeit und Temperaturen ohne Luftverwirbelung zu erzeugen", erklärt Strutwolf. Auch habe es unvorhergesehene Schwierigkeiten bei der Renovierung des Gebäudes aus den 1960er Jahren gegeben. Die Beleuchtung im Ausstellungsraum ist ebenfalls an die konservatorischen Bedürfnisse der teilweise jahrtausendealten Schriften angepasst.

Den Schwerpunkt legt die Ausstellung auf das griechische Neue Testament und die deutsche Bibel. Zu den Exponaten zählen frühe Handschriften auf Papyrus, Pergament und Papier sowie repräsentative Buchdrucke. Zum Teil sind sie aufgeschlagen in den Vitrinen zu besichtigen, zum Teil stehen sie aufgereiht wie in einer Bibliothek. Auf diese Weise lässt sich die Geschichte der deutschen Bibel von frühen Übersetzungen über die Lutherbibel bis zu heutigen Übersetzungen in verschiedene Dialekte nachvollziehen.

Archiv beherbergt weitere 2.000 Objekte

Ebenfalls gezeigt werden Bibel-Illustrationen berühmter Maler wie Hans Holbein d. J. oder Marc Chagall. Sogar eine originalgetreu nachgebildete Gutenbergpresse ist zu sehen. Neben den 1.500 ausgestellten Exponaten gibt es noch rund 2.000 Objekte im Archiv, auf die das Museum zurückgreifen kann. "Dadurch haben wir die Möglichkeit, thematische Schwerpunkte zu setzen und das Museum an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern unterschiedlich zu bespielen", sagt Kustos Graefe.

Insgesamt acht Bibelmuseen gibt es in Deutschland. Das Bibelmuseum in Münster ist das einzige davon, das an eine Universität angeschlossen ist. Es ist Teil des Instituts für Neutestamentliche Textforschung (INTF) an der Westfälischen Wilhelms-Universität. Das Team dort arbeitet daran, den Urtext des griechischen Neuen Testaments zu rekonstruieren. Dies sei insofern wichtig, weil alle originalen Handschriften der 27 neutestamentlichen Bücher verloren gegangen sind und erhaltene Abschriften aus späteren Jahrhunderten zum Teil erhebliche Unterschiede aufweisen, erklärt Strutwolf, der auch Direktor des Instituts ist.

Mit 3D-Brille zum Bibelforscher werden

Neben der Sammlung Remy und der innovativen Vitrinentechnik gehört eine "digitale Besucherführung" zu den Neuerungen im Bibelmuseum. Diese beinhaltet die Möglichkeit, sich per Tablet über die Exponate zu informieren. Einzelne Objekte können zudem mit Hilfe einer 3D-Brille genauer betrachtet werden. "Damit wollen wir den Besuchern die Bibelforschung näherbringen und unsere Arbeit so darstellen, dass auch Laien sie verstehen können", sagt Strutwolf.

Mit dem Bibelmuseum wurde am 13. Dezember auch das benachbarte Archäologische Museum der Universität Münster wiedereröffnet, dessen Ausstellungsfläche sich mit nunmehr 510 Quadratmetern mehr als verdoppelt hat. Es ist nun auf zwei Etagen untergebracht und barrierefrei gestaltet.