Vom Handwerksmeister zum Großunternehmer und prägenden Künstler der italienischen Hochrenaissance: In kurzer Zeit hat Raffaello Sanzio da Urbino (1483-1520), kurz Raffael genannt, einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Die Berliner Gemäldegalerie widmet sich seit dem 13. Dezember in einer kleinen Sonderausstellung der sogenannten Frühzeit. Zu sehen sind Madonnen-Bilder von Raffael aus den Jahren 1502 bis 1508.

Die Kabinettsausstellung "Raffael in Berlin. Die Madonnen der Gemäldegalerie" versammelt zehn Exponate, darunter sieben Werke Raffaels, die bislang nicht zusammen präsentiert wurden. Im Mittelpunkt steht die berühmte "Madonna Terranuova", ihr zur Seite hängt die nicht weniger berühmte "Madonna mit den Nelken". Dieses kleine Andachtsbild ist eine Leihgabe der National Gallery aus London und hat erstmals seit seinem Einkauf England verlassen, wie der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, am Mittwoch bei der Präsentation der Ausstellung betonte.

Neben fünf Madonnen-Bildern aus dem eigenen Bestand sind auch Werke aus dem Berliner Kupferstichkabinett zu sehen, darunter etwa ein Rundbild mit dem Kopf der "Madonna Terranuova" als Fragment auf Karton.

Auftakt des Jubiläumsjahres

Die Ausstellung ist der Auftakt zu weiteren Ausstellungen und Veranstaltungen in Berlin anlässlich des 500. Todestages des italienischen Ausnahmekünstlers im kommenden Jahr. Eissenhauer nannte das Jubiläum ein wichtiges kunsthistorisches Ereignis, das weltweit begangen werde.

Raffael wurde am Ende März/Anfang April 1483 im italienischen Urbino geboren und starb mit 37 Jahren am 6. April 1520 in Rom. Sein Weg führte ihn "von den frühen, scheinbar friedlich-frommen Madonnen und Andachtsbildern" zu den großen Altären und Freskenzyklen der römischen Jahre, wie der Kunsthistoriker Christof Thoenes in einer Monografie schrieb.

Hofmaler des Papstes

Raffaels künstlerische Laufbahn beginnt in Perugia, wo er als Schüler in der Werkstatt von Perugino arbeitet. 1504 folgt der Umzug nach Florenz. Hier begegnet er den Werken Leonardo da Vincis und Michelangelos. 1508 ruft Papst Julius II. ihn als Hofmaler und Architekt nach Rom. Neben päpstlichen Gemächern gestaltet er unter anderem die Sixtinische Kapelle.

In der Sammlungsgeschichte der Berliner Museen kommt Raffael bereits seit ihrer Gründungszeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine große Bedeutung zu. Raffael ist Kult in der Romantik, als die italienische Malerei des 14. und 15. Jahrhunderts wiederentdeckt wird. Deshalb finden sich heute mehrere Werke des Künstlers in den Museumsdepots.

Neben den Madonnen aus der Gemäldegalerie präsentiert das Kupferstichkabinett deshalb von Januar bis April "Das Leben Raffaels" in zwölf Radierungen von Johannes Riepenhausen aus dem Jahr 1833. Fortgesetzt wird die Reihe im Februar mit einer Sonderausstellung im Kupferstichkabinett unter anderem mit Zeichnungen Raffaels, seines Lehrers Perugino und des Kupferstechers Marcantonio Raimondi.

Im Gobelinsaal des Bode-Museums wird am 6. April 2020 mit einem Festakt zum Todestag Raffaels an den Künstler erinnert. In diesem Saal hingen bis zum Zweiten Weltkrieg neun sogenannte Raffael-Tapisserien. Die Wandbehänge sind seit dem Krieg verschollen.