Die Sängerinnen Adele, Pink und auch Ed Sheeran haben es schon getan. Und nun können es die Besucher des LVR-Landesmuseums Bonn den Popmusikern gleichtun. Die Rede ist von Carpool Karaoke, einer Youtube-Serie, bei der der britische Schauspieler James Corden jeweils während einer Autofahrt mit verschiedenen Stars deren Songs trällert. In der Ausstellung "MUSIC! Hören, machen, fühlen" können Besucher zu zweit in einen Smart steigen und dort völlig enthemmt alles rauslassen, was die Stimme hergibt. Denn außerhalb des Fahrzeugs sind sie nicht zu hören.

Das Carpool Karaoke ist eine von 30 interaktiven Mitmachstationen der Ausstellung, die bis zum 13. September 2020 zu erleben ist. Zu sehen gibt es darüber hinaus historische Musikinstrumente aus aller Welt von der Keltenzeit bis in die Moderne. Eine Sammlung von Abspielgeräten - vom alten Grammophon über den sperrigen Weltempfänger bis zum iPod für die Hosentasche zeigt die enorme technische Entwicklung der vergangenen 130 Jahre.

Performen, Musizieren, Komponieren

Doch die Exponate sind eher Beiwerk in der Ausstellung, die eigentlich vielmehr ein Erlebnis-Parcours ist. Die Mitmachstationen laden Kinder und Erwachsene zum Hören, Singen, Tanzen, Performen, Musizieren und Komponieren ein. "Wir wollen Begeisterung für die Musik wecken", kündigt Kurator Lothar Altringer an. "Was macht diese wackelnden Moleküle aus, die ins Trommelfell und dann direkt ins Herz gehen?"

Eine beeindruckende Begegnung mit diesen "wackelnden Sound-Molekülen" liefert die 3-D-Tonaufnahme des Beethoven Orchesters Bonn. Erstmals weltweit wurde ein Orchester mit dieser Technik aufgenommen, die ein realistisches Klangerlebnis ermöglicht. Das Besondere: Die Besucher können das Orchester so erleben, wie es selbst bei einem Konzertbesuch unmöglich ist, nämlich vom Sitzplatz der Musiker aus. Sechs 3-D-Kopfmikrofone wurden bei der Aufnahme neben unterschiedlichen Orchesterinstrumenten positioniert. Die Besucher können nun über Kopfhörer wahlweise erleben, wie sich das Orchester etwa vom am Standort der Querflöte, der Posaune oder der ersten Geige anhört.

Pop-Fans entdecken Beethoven

Und das alles mit Blick auf Orchester-Chef Dirk Kaftan, der den zweiten Satz der neunten Sinfonie Ludwig van Beethovens dirigiert. Ein Stück, "das auch jeden Pop-Fan begeistern wird", glaubt Altringer. Interesse für den in Bonn geborenen Komponisten zu wecken, ist sicher auch eines der Ziele der Ausstellung, die im Rahmen des Jubiläumsjahres anlässlich von Beethovens 250. Geburtstag gezeigt wird.

Doch auch die Pop-Musik kommt nicht zu kurz. Eine Station widmet sich zum Beispiel der Frage, wie das Rezept für einen erfolgreichen Popsong aussieht. Der Besucher lernt, dass die Stücke immer nach einem bestimmten Schema aufgebaut sind. Per Computer kann jeder in einer Art Baukastensystem einen eigenen Song komponieren, abspeichern und dann per E-Mail verschicken.

Abrocken wie Bon Jovi, Taylor Swift oder auch die Bee Gees lässt sich in einer Kabine mit "Greenscreen". Vor dem grünen Hintergrund können die Besucher ein eigenes Musikvideo zu einem Popsong aufnehmen. Dabei stehen Accessoires wie Luftgitarren sowie verschiedene Hintergründe und Bildeffekte zur Auswahl. Auch das Video kann man mit nach Hause nehmen, indem man es sich per E-Mail zuschickt.

Schnellkurs durch Geschichte des Tanzes

Gemeinsam musizieren lässt sich an fünf Tischen mit elektronischen Klanginstallationen, die aus dem MobilenMusikMuseum des Düsseldorfer Musikpädagogen Michael Bradke stammen. Hier können jeweils vier Teilnehmer gemeinsam trommeln oder mit Hilfe von Scratchpads DJ-Sound-Effekte entstehen lassen.

Bewegung verschafft ein Schnellkurs durch die Geschichte des Tanzes. Zwei Schülerinnen einer Bonner Tanzschule animieren per Video zum Mitmachen und führen durch die Tanzstile vom mittelalterlichen Saltarello bis zum Hip Hop. Rockig und zugleich still wird es in der "Silent Disco". Hier können die Besucher zu unterschiedlichen Musikstücken tanzen, die sie über Kopfhörer hören. Die Frage ist: Wer von den anderen Tänzern hört denselben Song? Herausfinden lässt sich das daran, ob sich andere im gleichen Rhythmus bewegen.

Dass Musik eine Sprache ist, die weltweit verbindet und verstanden wird, zeigt sich an einem großen Globus. Besucher können hier ihren Kopfhörer an verschiedenen Stellen der Erdkugel einstöpseln und bekommen ein typisches Volkslied aus dem jeweiligen Land vorgespielt.

Nicht zuletzt führt die Ausstellung auch an die Stelle, von der aus die Musik jeden Menschen erreicht: Ein großes Modell zeigt, wie das Trommelfell im menschlichen Ohr funktioniert. Und eine Computeranimation lässt erkennen, wo im Gehirn der Sinneseindruck des Tons verarbeitet wird. Warum die "wackelnden Moleküle" aber oft so zu Herzen gehen, kann wohl jeder Besucher nur für sich selbst beantworten.