Die Chancen für Schwerbehinderte auf dem ersten Arbeitsmarkt wachsen einer Untersuchung zufolge seit Jahren. Die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten und auch ihre Arbeitslosenquote sinke, teilte die Aktion Mensch am 29. November in Bonn einen positiven Trend aus ihrem jährlich veröffentlichten "Inklusionslagebarometer Arbeit" mit. Bundesweit mache die Arbeitslosenquote von Schwerbehinderten 11,2 Prozent aus und umfasse rund 156.600 Betroffene. Allerdings sinke die Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten weniger stark als die allgemeine Arbeitslosenquote, die aktuell bei 7,6 Prozent liegt, "so dass die Schere wieder aufgeht".

Der grundsätzlich erfreuliche Trend für behinderte Arbeitnehmer erstrecke sich auf alle sechs untersuchten Regionen in Deutschland, erklärte die Aktion Mensch, die die Studie gemeinsam mit dem Handelsblatt Research Institute (HRI) erstellt. Mit dem Inklusionsbarometer Arbeit nehmen Aktion Mensch und HRI seit 2013 die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen sowie die Gesamtregion Ostdeutschland in den Blick und beziehen sich dabei auf die jeweils aktuell verfügbaren statistischen Daten der Bundesagentur für Arbeit und der Integrationsämter.

Positive Entwicklung auch durch Digitalisierung

Neben der Konjunktur und der Demografie spielten auch Trends wie die fortschreitende Digitalisierung eine Rolle für die grundsätzlich positive Entwicklung, hieß es. Denn sie vergrößere das potenzielle Einsatzspektrum sowie die Beschäftigungschancen für Behinderte. Auch die noch immer stabile Konjunktur sowie ein zunehmender Renteneintritt von Behinderten trügen dazu bei. Allerdings zeige sich nach wie vor eine "große Kluft" zwischen der Situation von Erwerbstätigen mit und ohne Behinderung.

Die Entwicklung einer abnehmenden Dauer der Arbeitslosigkeit bei Schwerbehinderten beziehungsweise einer Annäherung an die Stellensuchdauer von Nichtbehinderten zeige sich nur in vier der untersuchten Regionen, hieß es. In Bayern und Hessen sei der Abstand zwischen Arbeitssuchenden mit und ohne Behinderung hinsichtlich der Suchdauer größer geworden und liege aktuell in Hessen bei 104 "Mehrtagen", in Bayern bei 119.

Während in der Region Ostdeutschland die arbeitslosen Schwerbehinderten im Vergleich zu nicht behinderten Arbeitslosen im Durchschnitt "nur" 85 Tage länger nach einer Stelle suchen mussten, lag der durchschnittliche Unterschied bei der Dauer der Stellensuche in Nordrhein-Westfalen bei 111 Tagen - und damit auch im bevölkerungsreichsten Bundesland über dem Gesamtdurchschnitt von 100 Tagen zusätzlicher Suchzeit.

Obwohl sich die Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Behinderung der Studie zufolge auch in NRW verbessert hat, haben dennoch Menschen ohne eine Behinderung die deutlich besseren Chancen auf einen Job. Mit 12,7 Prozent ist die Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten im Bundesland deutlich höher als die allgemeine Arbeitslosenquote mit 7,6 Prozent.