Der Welt könnte dem Umweltprogramm der UN zufolge ein Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen um 3,2 Grad Celsius drohen. Dieses Szenario werde eintreffen, wenn die Staaten ihre derzeitigen Klimaschutzpläne nicht drastisch verbessern und umsetzen, erklärte die Exekutiv-Direktorin des Unep, Ringer Andersen, am 26. November in Genf.

Ein derart hoher Anstieg der Temperaturen werde katastrophale Folgen für die menschliche Umwelt haben, betonte Andersen. Der globale Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase müsse zwischen 2020 und 2030 jedes Jahr um 7,6 Prozent sinken, forderte Andersen kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz in Madrid. Nur wenn eine derartige Reduktion erreicht werde, könne die Erwärmung noch auf die vorgesehenen 1,5 Grad Celsius begrenzt werden.

"Es wird rasant wärmer"

Infolge des Klimawandels ist einem aktuellen Bericht zufolge die durchschnittliche Temperatur in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren bereits um 0,3 Grad Celsius gestiegen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) legte in Berlin den zweiten Monitoringbericht der Bundesregierung vor, wonach sich die mittlere Lufttemperatur in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 bis 2018 um 1,5 Grad erhöht hat. Dadurch kommt es demnach zu Hitzewellen, niedrigen Grundwasserständen und massiven Ernteausfällen. Der Befund sei "sehr eindeutig", sagte Schulze. "Der Klimawandel verändert das Wetter immer spürbarer."

Der Leiter der Abteilung Klima und Umweltberatung des Deutschen Wetterdienstes, Tobias Fuchs, erinnerte daran, dass 2018 in Deutschland bisher das wärmste Jahr seit 1881 gewesen sei. Es gebe eine beunruhigende Beschleunigung des Temperaturanstiegs. Durch natürliche Ursachen sei diese nicht erklärbar. "Es wird rasant wärmer, mehr Hitzewellen bedrohen unsere Gesundheit, jeder muss mit Schäden durch heftigeren Starkregen rechnen", sagte Fuchs. Bei einem "weiter-wie-bisher"-Szenario droht nach seinen Worten ein Temperaturanstieg bis Ende dieses Jahrhunderts um 3,1 bis 4,7 Grad.

Verantwortung der Industriestaaten

Unep-Chefin Andersen hielt unterdessen fest, dass die Technologien zur Reduktion der Treibhausgase vorhanden seien. Der Einsatz dieser Technologien müsse aber sofort beginnen. Andersen hielt die besondere Verantwortung der großen Wirtschaftsmächte der G20 fest. Die G20 seien für nahezu 80 Prozent der globalen Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich.

Bei der Weltklimakonferenz vom 2. bis 13. Dezember wollen Vertreter von mehr als 190 Staaten über weitere Schritte zur Umsetzung des Klimaabkommens von Paris beraten. Der Vertrag von 2015 setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Beim letzten Gipfel im polnischen Kattowitz beschlossen die Staaten ein Regelbuch, das die Vorgaben des Pariser Abkommens konkretisiert.