Immer mehr Urnenbestattungen und weniger Erdbegräbnisse setzen die Friedhöfe in Nordrhein-Westfalen zunehmend finanziell unter Druck. Besonders dramatisch sei die wirtschaftliche Situation der konfessionellen Friedhöfe in Wuppertal, sagte der Geschäftsführer des Evangelischen Friedhofsverbands Wuppertal, Ingo Schellenberg, am 19. November. Denn der laufende Betrieb der Friedhöfe finanziere sich allein über die Bestattungsgebühren. Die Hälfte der Friedhofsflächen in Wuppertal stehe nun auf dem Prüfstand.

Die Gebühren für eine Grabstelle werden unter anderem nach ihrer Größe berechnet. Da die Urnenbestattungen zunehmen, sinken die Einnahmen - denn die Urnengräber sind deutlich kleiner und günstiger als eine Bestattung im Sarg. Hinzu kommt, dass viele alte Familiengrabstätten aufgegeben und die Nutzungsrechte an langjährigen Gräbern abgegeben werden. Die so zunehmend entstehenden freien Flächen müssen aber weiterhin gepflegt werden.

"Das ist für uns eine große Herausforderung", sagte Schellenberg. Während die Fixkosten für Energie, Personal und Entsorgung immer weiter anstiegen, gingen die Einnahmen kontinuierlich zurück. Auch stünden viele Gebäude und Flächen unter Denkmalschutz und seien deshalb aufwendiger im Unterhalt.

43 Friedhöfen hat die Stadt Wuppertal

Die Wuppertaler Friedhofssituation gilt als besonders. Mit 43 Friedhöfen hat die Stadt so viele Gräberfelder wie kaum eine andere Stadt in Deutschland. Hinzu kommt, dass hier nahezu alle Friedhöfe in kirchlicher Trägerschaft sind. Während Kommunen ihre eigenen Friedhöfe aber im städtischen Haushalt querfinanzieren können, fehlt den Kirchengemeinden eine solche Möglichkeit: Die Kirchensteuer darf per Gesetz nicht zur Hilfe für die notleidenden Friedhöfe einspringen, wie Schellenberg erläuterte.

Mit der Verpachtung von Friedhofsflächen und dem Ausbau des Angebots pflegefreier Grabanlagen sowie der Anhebung der Gebührensätze versucht der Evangelische Friedhofsverband in Wuppertal dem Kostendruck zu begegnen. Zugleich werden neue Ideen für die Freiflächen entwickelt wie Trauerpfade, naturbelassene Flächen mit Bienenweiden, Lehrpfade für Schulen oder Urban Gardening. Die Superintendentin des Kirchenkreises, Ilka Federschmidt, sagte, der Kirchenkreis wolle die Themen Tod und Leben wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückholen und die Flächen stark machen.