Seinen Entschluss habe der Theologe in einer öffentlichen Gemeindeversammlung bekanntgegeben, teilte der Kirchenkreis Vlotho am 21. November auf seiner Internetseite mit. Der Superintendent des Kirchenkreises, Andreas Huneke, äußerte demnach sein Bedauern über die Entscheidung und verurteilte die Anfeindungen gegen den Pfarrer und seinen Ehemann"aufs Schärfste", diese seien "inakzeptabel".

Der Kirchenkreis Vlotho stehe uneingeschränkt hinter dem Vlothoer Pastor, erklärte Huneke. Der Theologe ist seit drei Jahren in der lutherischen Kirchengemeinde St. Stephan tätig. Er sei ordentlich vom Presbyterium gewählt worden und das müsse respektiert werden, betonte der Superintendent. Wer nicht in einer Gemeinde mit einem homosexuellen Pfarrer leben wolle, könne selbstverständlich in eine andere Gemeinde wechseln, fügte Huneke hinzu.

Der betroffene Pfarrer betonte laut der Mitteilung, dass es in der Gemeinde viele Menschen gebe, die ihn stets unterstützt und offen aufgenommen hätten: "Die Gemeinde ist grundsätzlich aufgeschlossen und vor allem mit dem Presbyterium hatte ich immer eine gute Zusammenarbeit." Gerade für diese Menschen tue ihm die Entscheidung zum Weggang leid.

Auf der Gemeindeversammlung schilderte der Pastor laut einem Bericht des in Bielefeld erscheinenden "Westfalen-Blattes" (21. November), dass er und sein Mann, mit dem er zusammen im Pfarrhaus lebt, von Anfang an angefeindet wurden. Einzelne Menschen würden ihn sehr offen ablehnen, einer habe ihm sogar gesagt, Homosexuelle seien des Todes würdig. Andere redeten hinter seinem Rücken schlecht über ihn, gingen grußlos vorbei oder starrten ihn an. Er und sein Mann wünschten sich, wieder in Ruhe leben und arbeiten zu können, so der Zeitungsbericht.

Konflikt schon 2017

Bereits 2017 hatte es in Vlotho einen Konflikt um den Geistlichen gegeben. 13 Gemeindeglieder der Vlothoer St. Johannis-Gemeinde hatten damals die positive Haltung ihrer Gemeindeleitung zur Berufung des homosexuellen Pfarrers in der Nachbargemeinde St. Stephan öffentlich kritisiert und sich dabei auf ihr Verständnis der Bibel bezogen. Durch den Leserbrief in einer Gemeindepublikation war es auch zu Irritationen zwischen den Presbyterien beider Gemeinden gekommen, die aber geklärt werden konnten.

Die Evangelische Kirche von Westfalen stehe uneingeschränkt zur Vielfalt der sexuellen Orientierung, heißt es in der aktuellen Erklärung des Kirchenkreises Vlotho. Deshalb sei es auch möglich, dass homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer mit ihren Ehepartnern in Pfarrhäusern leben. Auf der gerade zu Ende gegangenen Landessynode habe die westfälische Kirche zudem die Gleichstellung von homosexuellen Paaren und die "Trauung für alle" beschlossen, so der Kirchenkreis. Der Kirchenkreis, die Landeskirche und der betroffene Pfarrer respektierten andere Auffassungen zum Verständnis des biblischen Wortes - der Respekt müsse jedoch gegenseitig sein.