Der Internationale Karlspreis zu Aachen bekommt Zuwachs: am 14. November geht die neu gegründete Karlspreis-Europa-Akademie an den Start. Sie vergibt Stipendien an junge Nachwuchsforscher, die sich mit europäischen Zukunftsfragen beschäftigen werden, wie die Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf bekanntgab. Das Land NRW fördert das Projekt gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt, der Robert-Bosch-Stiftung und der belgischen König-Baudouin-Stiftung.

Die Akademie will die Beschäftigung mit für Europa zukünftig bedeutsamen Themen fördern, um die Politik mit Blick auf neue Herausforderungen handlungsfähiger zu machen. Auf diese Weise könne die Akademie auch einen Beitrag für Europas Zusammenhalt leisten, sagte die Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD), bei Vorstellung des Projekts.

Laschet warnt vor zerstörenden Kräften in Parlamenten

Ob sich die europäische Politik möglicherweise zu lange in institutionelle Debatten verstrickt und damit immer weiter von der Bevölkerung entfernt hat, ist eines der Themen, mit denen sich die neue Akademie beschäftigen will. "Das Problem sind Eliten, die in den Parlamenten sitzen und das europäische Projekt von innen zu zerstören versuchen", mahnte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Es sei eine Gefahr für die europäische Idee, wenn aus den Parlamenten der EU-Länder antieuropäische Töne immer lauter würden.

Der Vorsitzende des Direktoriums zur Karlspreis-Verleihung, Aachens früherer Oberbürgermeister Jürgen Linden (SPD), betonte die Wichtigkeit für Europa, Zukunftsprobleme rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Lösungsvorschläge frühzeitig zu finden. Rückblickend habe sich etwa die Flüchtlingskrise schon in den 1990er Jahren abgezeichnet. Auch der Konflikt zwischen den USA und China und mögliche Folgen für Europa habe sich schon vor Jahren angedeutet.

Pro Jahr vergibt die Karlspreis-Europa-Akademie mit je 25.000 Euro dotierte Stipendien an fünf herausragende Hochschulabsolventen oder Mitarbeiter von wissenschaftlichen oder politischen Einrichtungen. Den Stipendiaten, die ein Kuratorium mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur auswählt, steht ein wissenschaftlicher Mentor zu Seite. Zum Abschluss eines jeden Forschungsjahres werden Resultate und offene Fragen im Gespräch mit europäischen Akteuren und Entscheidungsträgern auf einem Gipfel debattiert.

Der Aachener Karlspreis wird seit 1950 jährlich an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. Er gilt als herausragende politische Auszeichnung in Europa. Zu den Preisträgern zählen unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (2018), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008) und der frühere US-Präsident Bill Clinton (2000).