Es soll der Höhepunkt des Schumann-Festjahres "Clara19" sein: Pünktlich zum 200. Geburtstag von Romantik-Komponistin Clara Schumann - geboren als Clara Wieck am 13. September 1819 in Leipzig - öffnete das städtische Schumann-Haus die Pforten seiner neuen Dauerausstellung. Und es lässt sich sagen: Es ist ein würdiger Höhepunkt.

Das hat zwei Gründe. Da ist zunächst das Ausstellungskonzept von Kuratorin Beatrix Borchard unter dem Motto "Experiment Künstlerehe". Museumsleiter Gregor Nowak erklärt, so etwas gebe es kein zweites Mal: "dass wir beide hier haben"; gemeint ist neben Clara Schumann deren Ehemann Robert (1810-1856). Die beiden seien das Künstlerpaar des 19. Jahrhunderts schlechthin gewesen, erklärt Nowak.

Künstler und Kinder

Im Schumann-Haus, einem original erhaltenen, klassizistischen Gebäude im Leipziger Osten, verbrachten die beiden ab 1840 ihre ersten vier Ehejahre - und versuchten sich an einem für damals so ungewöhnlichen wie modernen Spagat. Auf der einen Seite standen zwei sich gegenseitig befruchtende Künstlerkarrieren und gemeinsame Konzertreisen, auf der anderen der turbulente Familienalltag mit insgesamt acht Kindern - inklusive aller bis heute akuten Fragen der Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern.

Die Ausstellung bildet dies - und das ist die zweite Zutat für ihr Gelingen - durchaus furios ab. So war es den Machern ein Anliegen, im großen Salon der Künstlerwohnung, in der einst Größen wie Franz Liszt (1811-1886) und Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) ein und aus gingen, zwar Hörbeispiele eben jener Komponisten anzubieten, zugleich jedoch auf Kopfhörer zu verzichten. Die Lösung sind eigens gefertigte Stühle, die über Ultraschalllautsprecher allein dem jeweils darauf Sitzenden Musik vorspielen. Auch der regelmäßige Austausch der Klangbeispiele ist möglich.

Eine weitere Einmaligkeit ist ein Werk des Komponisten und Klangkünstlers Erwin Stache. Aus Holz fertigte er eine Replik von Clara Schumanns Hand. Berührt der Besucher deren Finger, erklingen verschiedene Klaviertöne; legt er seine Hand flach auf die der Komponistin, sind deren Werke zu hören.

Als Höhepunkt der Schau dürfte sich wohl der "Ehe-Experimentierraum" etablieren. Der Betrachter hat hier zunächst die Wahl, aus welchem Lebensbereich der Künstlerehe er mehr erfahren möchte: "Geld", "Kunst und Liebe" oder "Kinder". Nach der Auswahl wird der Raum zur Kulisse sogenannter visualisierter Features, konzipiert von Kulturjournalistin Magdalena Melchers.

Mehr-Sinnes-Erfahrung

Nach Hörspielart wechseln sich dabei vorgelesene Passagen aus den umfangreichen Tagebüchern der Eheleute mit Kommentierungen einer Erzählerin ab, stets untermalt von Klavier- und Orchesterklängen aus der Feder der Schumanns. Abgerundet wird die Mehr-Sinnes-Erfahrung durch Projektionen über alle vier Wände des Raums. Deren Motive reichen von Originalpartituren und Künstlerporträts bis hin zu Blumenwiesen und Schmetterlingen in Nahaufnahme - was sie hier und da auch ins Kitschige driften lässt.

Vollendet wird die Schau durch eine Mitmach-Station für Kinder und die für moderne Musikmuseen obligatorische digitale Datenbank mit sämtlichen Werken beider Künstler in zwei weiteren Räumen. Museumsleiter Nowak bezeichnet es als einen "Lebenstraum, dieses Haus zu dem zu machen, was es damals auch war: ein Kulturzentrum".

Insgesamt sind in die Neugestaltung, die in nur rund zwei Monaten umgesetzt wurde, rund 460.000 Euro geflossen, maßgeblich gefördert von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Nowak ist sich sicher, dass sich die Investition gelohnt hat, gerade im Schumann-Festjahr 2019. Die bisherige Besucherzahl von rund 10.000 im Jahr will er, wie er sagt, auf längere Sicht verdoppeln.