Jedes Jahr werden in Deutschland zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, umgerechnet 75 Kilogramm pro Kopf. Das Bundeslandwirtschaftsministerium präsentierte am 12. September in Berlin eine neue Studie, die auch die in der Landwirtschaft entstehenden Abfälle einbezieht. Die Zahlen, die sich auf das Jahr 2015 beziehen, sind maßgeblich für das politische Ziel, die Verschwendung bis 2030 zu halbieren. Bisher hieß es, in Deutschland würden rund elf Millionen Tonnen Nahrungsmittel pro Jahr weggeworfen oder vernichtet.

Der Studie zufolge werfen die Privathaushalte 52 Prozent der Lebensmittel weg. Die Landwirtschaft hat einen Anteil von zwölf Prozent, etwa dadurch, dass Milch weggeschüttet wird oder Gemüse untergepflügt werden muss, weil es nicht verkauft werden kann. 18 Prozent der Abfälle gehen auf das Konto der Lebensmittelindustrie, einen Anteil von 14 Prozent haben Restaurants und Kantinen. Über die Studie hatte zunächst die Düsseldorfer "Rheinische Post" berichtet.

Kampagnen informieren über Umgang mit Mindesthaltbarkeitsdatum

Am besten steht den Zahlen zufolge der Handel da, wo laut Studie vier Prozent der Lebensmittelabfälle oder 500.000 Tonnen pro Jahr anfallen. Das ist aber immer noch doppelt so viel, wie die Tafeln nach eigenen Angaben pro Jahr an bedürftige Menschen verteilen.

Das Bundeskabinett hat im Februar dieses Jahres einen Plan von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zur Halbierung der Abfallmengen gebilligt. Die Ministerin setzt auf Gespräche mit den jeweiligen Branchen, um konkrete Ziele zur Verringerung der Abfälle zu vereinbaren. Um die Endverbraucher zu erreichen, laufen Kampagnen zum richtigen Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum und die Initiative "Zu gut für die Tonne". Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, die beschlossene Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelabfälle nehme alle Beteiligten in die Pflicht.

Die Sprecherin für Verbraucherschutz der Linksfraktion, Amira Mohamed Ali, sagte, angesichts der Zahlen reiche es nicht, auf Verbraucheraufklärung und freiwillige Maßnahmen zur Vermeidung der Verschwendung zu setzen. Insbesondere aus dem Handel ließen sich kurzfristig noch genießbare, aber überschüssige Lebensmittel schnell an Bedürftige verteilen. "Supermärkte sollten deshalb gesetzlich verpflichtet werden, nicht verkaufte Lebensmittel kostenlos abzugeben", forderte die Linken-Politikerin.

Aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion geht hervor, dass die Lebensmittelabfälle bis 2025 um 3,6 Millionen Tonnen und bis 2030 dann um weitere 2,4 Millionen Tonnen verringert werden sollen. Dazu hat sich Deutschland im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele verpflichtet.