Die Expertin für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum, Katrin Schaller, rät dringend davon ab, im Beisein von Kindern oder Schwangeren im Auto zu rauchen. "Selbst wenn man das Fenster ein ganzes Stück öffnet, steigt die Tabakrauchbelastung im Auto sehr schnell sehr stark an", sagte die Heidelberger Biologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mitfahrer rauchten in einem geschlossenen Fahrzeug mehr schädlichen Tabakrauch ein als Gäste einer verqualmten Kneipe. Die nordrhein-westfälische Landesregierung will am 20. September eine Gesetzesinitiative in den Bundesrat einbringen, um das Rauchen im Auto zu verbieten, wenn Minderjährige oder Schwangere mitfahren.

Kinder und Jugendliche reagieren Schaller zufolge besonders empfindlich auf die Giftstoffe im Tabakrauch, da sich ihr Körper noch in der Entwicklung befindet. Rauchten Kinder regelmäßig passiv, hätten sie ein höheres Risiko, an Atemwegsbeschwerden wie Asthma zu erkranken. Auch könnten Funktionen der Lunge eingeschränkt werden.

Für Schwangere und ihr ungeborenes Kind sei der Tabakrauch ebenfalls besonders schädlich, fügte Schaller hinzu. "Ungeborene Kinder nehmen die Giftstoffe, die die Mutter inhaliert, über das Blut auf." Die Kinder kämen häufig mit einem geringen Geburtsgewicht oder als Frühgeborene zur Welt. Im Extremfall erhöhe sich das Risiko für einen plötzlichen Kindstod.

Immer noch Ausnahmeregelungen

Den Vorstoß der NRW-Landesregierung für ein Rauchverbot im Auto, wenn Kinder oder Schwangere mitfahren, begrüßte Schaller. "Es ist dringend nötig, Autos mit Kindern rauchfrei zu machen." Sie warnte allerdings davor, es bei dieser Regelung zu belassen. "Kinder müssen nicht nur in Autos passiv rauchen."

Sie forderte die Bundesländer auf, ihre Nichtraucherschutzgesetze zu verschärfen. Mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen, Bayern und dem Saarland gebe es in den Ländern immer noch Ausnahmeregelungen bei Rauchverboten in öffentlich zugänglichen Räumen. Als Beispiel nannte die Expertin für Raucher reservierte Räume in der Gastronomie. "Das zu verbieten, hätte eine noch viel breitere Wirkung", sagte Schaller.

Fast jeder siebte Jugendliche im Alter von elf bis 17 Jahren hält sich der Expertin zufolge zumindest gelegentlich in Räumen auf, in denen geraucht wird. Zehn Prozent der Jugendlichen rauchten täglich passiv.

NRW-Vorstoß

Nordrhein-Westfalen will das Rauchen in Autos verbieten, in denen Minderjährige oder Schwangere sitzen. Dazu werde die Landesregierung voraussichtlich am 20. September eine Gesetzesinitiative in den Bundesrat einbringen, teilte das Gesundheitsministerium am 11. September in Düsseldorf mit. Anschließend werde der Vorschlag in den zuständigen Ausschüssen der Länderkammer beraten. Bereits im März hatten alle nordrhein-westfälischen Landtagsfraktionen außer der AfD in einem gemeinsamen Antrag ein solches Rauchverbot gefordert.

"Es ist unverantwortlich, wenn Menschen in Gegenwart von Kindern oder Schwangeren in Autos rauchen", sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). "Ungeborene Kinder und Minderjährige können sich hier nicht den Gefahren entziehen, die mit dem Passivrauchen einhergehen." Zu den Risiken gehörten Schädigungen der Lunge, ein erhöhtes Krebsrisiko und Wachstumsstörungen. Der Staat habe eine besondere Schutzpflicht für diejenigen, die sich nicht selbst schützen könnten, sagte Laumann.

Es brauche eine bundesweite Regelung, betonte der Gesundheitsminister. "Es wäre wenig zielführend, wenn ich mich als Autofahrer zunächst mit 16 verschiedenen Gesetzen der Bundesländer auseinandersetzen muss, bevor ich mich mit meinem Auto über Ländergrenzen hinwegbewege." Vergleichbare Rauchverbote gibt es nach Ministeriumsangaben unter anderem schon in Österreich, Italien, Frankreich, England und Griechenland.