Düsseldorf, Gütersloh (epd). Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe mahnt politische Reformen gegen eine drohende Altersarmut an. Dazu gehöre eine Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik, die es Geringqualifizierten und Menschen mit unterbrochenen Erwerbsverläufen ermögliche, eine ausreichende Rente zu erhalten, sagte die Leiterin des Geschäftsfeldes Berufliche und soziale Integration, Heike Moerland, in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Auskömmliche Leistungen auch und gerade für ältere Menschen, die unterhalb oder knapp oberhalb der Armutsrisikoschwelle leben, dürfen nicht als Almosen gestaltet sein, sondern sind Ausdruck der Generationengerechtigkeit", unterstrich die Sozialexpertin der Diakonie RWL.
Der Zugang zu Rentenleistungen müsse möglichst niedrigschwellig sein, erklärte Moerland: "Das ist bisher häufig nicht der Fall." Viele ältere Menschen lebten in verdeckter Armut leben. Sie machten häufig aus Unkenntnis oder Scham bestehende Ansprüche auf staatliche Leistungen nicht geltend. Bereits jetzt sei in den diakonischen Beratungsstellen zu sehen, dass ältere Menschen erst dann Gelder und Hilfsangebote annehmen würden, wenn Sozialarbeiter der Diakonie gezielt auf ihre Situation eingingen. Als Beispiel nannte Moerland Hausbesuche oder intensive Gespräche.
Die Diakonie begrüßte die am 12. September veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung zur Altersarmut. Anhand der Berechnungen werde deutlich, dass zur Bekämpfung der drohenden hohen Altersarmut in der Zukunft bereits heute an wichtigen Stellschrauben gearbeitet werden müsse.
Laut der Studie der Bertelsmann Stiftung könnte bis zum Jahr 2039 die Zahl der von Armut bedrohten Senioren von derzeit 16,8 Prozent auf 21,6 Prozent steigen. Bei Rentnern, die auf staatliche Unterstützung zur Existenzsicherung angewiesen sind (Grundsicherungsquote), schätzt die Studie für das Jahr 2039 einen Anstieg von aktuell neun Prozent auf knapp 12 Prozent. Zu den größten Risikogruppen gehörten demnach unter anderem Alleinstehende und Geringqualifizierte. Als armutsgefährdet gilt laut Studie, wer ein monatliches Nettoeinkommen unter 905 Euro hat.